Mohammad Kheirkhah/UPI/laif/Mohammad Kheirkhah/UPI/laif
Mariam betet immer heimlich. Pfarrerin Almut Birkenstock-Koll trifft im Iran auf Christen, die nur in Nischen ihren Glauben leben können.

Ich trage ein Bild im Kopf und im Herzen: Muslime und Christen begegnen sich voller Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Toleranz. Leider erlebe ich es in Teheran ganz anders. Schutzlos, so fühle ich mich hier als evangelische Pfarrerin oft, und so kommen mir auch andere vor.
Zum Beispiel Mariam, eine junge Muslimin, unverheiratet, die gut englisch spricht und das Büro der Außenstelle einer deutschen Firma leitet. Mit ihren zwei jüngeren Schwestern setzt sie sich einmal am Tag zusammen, und die drei schauen ein christliches Video. Sie singen die Lieder mit, die dort vorkommen, lesen in ihrer persischen Bibel, Kapitel für Kapitel. Und sie beten. Mariam muss aufpassen, sagt sie. Es falle auf, wenn sie zu laut singen oder beten. Eine Anklage bei der Polizei wäre gefährlich. Sie tut etwas Verbotenes. Als Muslimin darf sie nicht konvertieren, darauf steht im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Sogenannte Hauskirchen wie die von Mariam soll es hier zu Hunderten geben. Werden ihre Mitglieder angeklagt, erfolgt häufig eine Geldstrafe und die Warnung, nicht mehr mitzumachen.
Auch unsere kleine Gemeinde mit ihren knapp 50 Mitgliedern schlingert am Rand des Abgrundes. Einerseits dürfen Muslime, also fast alle Iraner, nicht in den Gottesdienst und in die Gemeinde kommen. Andererseits sind viele unserer Mitglieder Deutsche, die durch die Eheschließung zu Iranern und auch zu Muslimen wurden. Wir führen hier eine Nischenexistenz. Eine Nische kann ein Schutzraum sein, in dem das möglich ist, was sonst nicht geht. 

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