Gustav-Adolf-Werk
Es gibt nur wenige Orte in Südeuropa, an denen illegal eingereiste Flüchtlinge willkommen sind. Die andalusische Gemeinde "El Redentor" gehört dazu - und war chrismon-Projekt im April 2010. Wie ging´s seitdem weiter?
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
12.12.2012

Wer klopfet an?
"O zwei gar arme Leut!"
Was wollt ihr dann?
"O gebt uns Herberg heut.
O, durch Gottes Lieb wir bitten
öffnet uns doch eure Hütten!"

O nein, nein, nein!
"O lasset uns doch ein!"


Anfang des neuen Jahres wird der UNHCR wieder die Toten gezählt haben. Für 2011 kam das Flüchtlingswerk auf mindestens 1500 Menschen, die beim Versuch, per Boot von Afrika nach Europa zu gelangen, im Mittelmeer ertranken. Für 2012 rechnet man auch mit mehreren Hundert, die die Überfahrt nicht überleben. Und die, die es schaffen? Sie sind mittellos, geschwächt und oft traumatisiert durch Kriege, Gewalt und Hunger. An den Küsten Spaniens, Griechenlands, Italiens waren sie als illegale Einwanderer noch nie willkommen. Zurzeit aber werden sie noch weniger aufgefangen als sonst. Denn in diesen Ländern hat die Wirtschaftskrise besonders tiefe Spuren hinterlassen: Zum einen ist hier die Zahl der Arbeits- und Obdachlosen hoch, Hilfsbedürftige gibt es schon zuhauf. Zum anderen kürzen die zum Sparkurs gezwungenen Staaten an Angeboten für Sozialschwache.


Es kann nicht sein!
"Wir wollen dankbar sein!"

„Die Wirtschaftskrise trifft die am härtesten, die in der Hierarchie ganz unten stehen. Das sind zurzeit die Einwanderer - die Allerschwächsten der Gesellschaft", sagt Manfred Benzing, Präsident des Presbyteriums von Andalusien. Zu seinem Bereich gehört die evangelische Kirchengemeinde „El Redentor“ in Malaga, über die chrismon in der Aprilausgabe 2010 berichtete: Sie betreibt ein Haus, in dem Flüchtlinge willkommen sind.

65 Asylbewerber können bis zu sechs Monate hier wohnen, erhalten Rechtsberatung, psychologische Betreuung, Sprach- und Schulunterricht. Diese Arbeit war in Gefahr. Die Stadt drohte mit Zwangsräumung, sollten bestimmte kircheneigene Gebäude nicht bald saniert werden. Diese Gebäude sind wichtig, denn durch die Vermietung einiger Räume finanzierte die Gemeinde die Flüchtlingsarbeit. Aber die Baukosten konnte sie nicht allein stemmen. Der Bericht blieb nicht folgenlos: Chrismon-Leser spendeten 15.986 Euro.

Nein, nein, nein,
es kann nicht sei  n!
  

Das Gustav Adolf Werk unterstützt die Gemeinde und koordinierte die Spendenaktion. Leiter Enno Haaks meldete sich rasch: "Ich bin überwältigt über diese Welle der Hilfsbereitschaft! DANKE dafür!“ Und auch Manfred Benzing schrieb aus Andalusien, wie dringend das Geld gebraucht würde. "Wegen fehlender Mittel gaben weder die Stadt Malaga noch andere staatliche Einrichtungen Zuschüsse. Die Evangelische Spanische Kirche deckte einen großen Teil der Kosten mittels einer Hypothek ab." Eine Großbaustelle ist normalerweise immer für böse Überraschungen gut. Hier allerdings verlief alles wie geplant. Auch mithilfe der Chrismon-Spenden ging es zügig voran, und Anfang 2012 waren die Gebäude bezugsfertig. In drei Unterkünften wohnen nun junge Leute. Die anderen Wohnungen sollen so rasch wie möglich ebenfalls vermietet werden.


Da geht nur fort,
ihr kommt nicht rein!

Wofür Manfred Benzing besonders dankbar ist: Die Flüchtlingsarbeit konnte ohne Unterbrechung weitergehen. Aber auch an "El Redentor" ging die Krise nicht spurlos vorbei. Die Regierung kürzte Unterstützungsgelder für die Unterbringung und den Unterhalt von Flüchtlingen sowie deren professionelle Betreuung durch Anwälte, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter. Die Gemeinde konnte deshalb nicht mehr alle Fachkräfte bezahlen, sie musste einige entlassen. Wie es 2013 weitergehen wird, ist noch offen. "Das macht uns große Sorgen", sagt Manfred Benzing. "Es hängt viel davon ab, was der staatliche Haushaltplan vorsieht. Und den kennen wir noch nicht". Aber auch, wenn in "El Redentor" nicht alle Angebote so gemacht werden können wie vorher: Es wird ein Haus bleiben, in dem man in Flüchtlingen keine unerwünschten Eindringlinge sieht, sondern: Menschen, die Hilfe brauchen.


 

 

 

 

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