REUTERS/VASILY FEDOSENKO
Im Mai 2011 rief ein Journalistenverein in chrismon zu Spenden auf für die weißrussische Journalistin Iryna Khalip. Diese stand wegen Regimekritik unter Hausarrest. Nun wurde Iryna Khalip der Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums verliehen. chrismon.de gratuliert und fragt bei dieser Gelegenheit nach: Hat's geholfen?
03.09.2012

Wir können sagen: Die Spendenaktion war ein großer und ermutigender Erfolg. Im Folge der Präsentation unseres  Hilfsprojektes in chrismon haben Ihre Leserinnen und Leser haben fast 6.000 € an unseren Verein Journalisten helfen Journalisten e.V. überwiesen.

Wir überbrachten bzw. überwiesen das Geld in Raten an Iryna Khalip in Minsk.

„I just would like to say you thousands of thanks for your solidarity and support”, schrieb uns dann die in ihrer Wohnung eingesperrte Journalistin, und weiter: "I really don't feel alone in this world face to face with this abominable dictatorship.”

Während also das Bundesinnenministerium die Polizeigarde Lukaschenkos im Knüppeln ausgebildete, übergab unser Kollege Spendengelder an Journalisten, die der 'ehrenwerte' weißrussische Präsident für ihre Kritik bestrafen lässt.

Preisverleihung ohne Preisträgerin?

Nun wurde Iryna Khalip für den Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums, nominiert, die Preisverleihung findet am 11. November statt.  Ob sie den Preis aber persönlich in Empfang nehmen kann, ist zweifelhaft. Sie darf Minsk nicht verlassen, sie steht noch unter Hausarrest. 

Unser Mitglied Gerd Greune, der vor wenigen Wochen verstarb, hatte engen Kontakt zu Iryna Khalip und anderen Oppositionellen in Weißrussland und diese noch im vergangenen Februar besucht. Er schrieb: „Die Wohnung ist voller Kinderspielzeug, das Freunde vorbeibringen. Auch frische Lebensmittel werden ihr täglich ins Haus gebracht. Die Nachbarn, sagt Iryna, sind freundlich und hilfsbereit, bei der Entsorgung von Hausmüll ebenso wie bei Postgängen. Dagegen wird internationaler Besuch meist vom Geheimdienst abgefangen, oft schon am Flughafen. Ich habe es irgendwie geschafft, über Bekannte, durch verschiedene Treppenhäuser in ihre Wohnung zu gelangen. Irynas Ehemann Andrej Sannikov, auch er ein Gegner Lukaschenkos, ist seit über einen Jahr in Haft, er saß in verschiedenen Gefängnissen. Am 24. Januar sah Iryna ihn zum ersten Mal nach drei Monaten. 'Er ist in dieser Zeit im Gulag um 10 Jahre gealtert', erzählte sie mir. 'Er sprach vorsichtig. Er war gewarnt. Er machte deutlich, dass unsere Familie bedroht sei.'

Iryna Khalips vierjähriger Sohn Dania darf seine Mutter besuchen. Er hat ein neues Spiel. Er setzt seine Teddybären in ein Auto und fährt sie in der Wohnung herum. Wenn Sie am Ziel angekommen sind, sagt er zu ihnen: 'Dies ist Euer neues Gefängnis'. Iryna ist verständlicherweise verbittert. Sie möchte mehr politischen Druck auf Belarus sehen. Jede Schönfärberei der dramatischen Situation oder jeder Versuch, sich mit diesem Regime zu verständigen, hält sie für Verrat.“

Soldarischer Schutzschirm

Irinas Ehemann Andrej ist mittlerweile aus der Haft entlassen worden. Doch Irina selbst steht noch unter Hausarrest, und die Lage in ihrem Land ist weiter angespannt. Weißrussland bleibt im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht der einzige Land, in dem es für Journalisten gefährlich ist: Aktuell helfen wir auch Kollegen aus ostafrikanischen Ländern, aus dem Iran und aus Mittelamerika. Die Hilfsaktion von chrismon-Lesern hat uns sehr geholfen, auch weiterhin einen 'solidarischen Schutzschirm' um mutige und oft auch auch sehr bedrohte  Journalisten bilden zu können.
 
 
 

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