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In zehn Jahren... fliegen wir wie die Vögel, sagt der Aerodynamik-Ingenieur.
Tim Wegner
19.06.2012

chrismon: Sie erforschen den Flug der Schleiereule. Kann der Mensch von den Vögeln noch was lernen?


Thomas Wolf: Otto Lilienthal studierte Ende des 19. Jahrhunderts die Flügel toter Vögel. Er entdeckte, dass das Profil eines Flügels gewölbt sein muss, damit Auftrieb entsteht. Das ist Forschung an starren Flügeln – aber Vögel bewegen ihre Flügel im Flug. Darüber wissen wir noch sehr wenig.

Warum hat sich niemand darum gekümmert?

Weil wir erst seit kurzem die Messtechnik haben, die die sehr komplexen Bewegungsabläufe der Vögel erfassen kann. Vereinfacht gesagt geht das so: Die Eulen fliegen durch einen abgedunkelten Raum und werden von zwei Projektoren beleuchtet. Dabei wird ihre Bewegung von mehreren Hochgeschwindigkeitskameras aufgenommen.

Warum arbeiten Sie gerade mit Schleiereulen?

Vor allem, weil sie leise und langsam fliegen; sie sind also sehr effizient darin, Auftrieb zu erzeugen. Das ist sehr interessant.

Mögen Sie die Tiere?

Happy und Tesla? Ja, sehr! Ich sehe sie leider nicht oft, da die Eulen in Aachen an der RWTH trainiert werden. Dort finden auch unsere Versuche statt. Wenn es um Futter geht, können die Tiere sehr findig sein. Deshalb belohnen wir sie auch für Flüge, bei denen sie alles richtig gemacht haben.

Was wissen Sie in zehn Jahren?

Ehe wir die Aerodynamik des Eulenfluges verstehen, dauert es sicher noch fünf Jahre. Es gibt Ideen für Anwendungsgebiete.

Welche zum Beispiel?

Von den Größenverhältnissen her kann man Erkenntnisse vermutlich direkt bei Drohnen anwenden – beispielsweise für den Katas­trophenschutz und zur Pipelineüberwachung. Vorstellbar ist auch, dass wir Ideen für leise Windräder oder Ventilatoren liefern.

Und für Flugzeuge?

Ob ein Antrieb, der dem Flug der Eule nachempfunden ist, sinnvoll ist, muss man sehen. Das wäre wohl langsamer als Verkehrsflugzeuge – aber vielleicht auch leiser und spritsparender.
 

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