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3,5 Cent pro Kilowattstunde zahlen die Stromkunden extra, zur Förderung der erneuerbaren Energien. Davon sind zwei Cent für die Solarenergie – zu viel sagt die Bundesregierung. Die Solarindustrie aber fürchtet: Wenn die Förderung gekürzt wird, ist das das Ende der gerade erst beschlossenen Energiewende
Tim Wegner
09.03.2012

chrismon: Hat die Bundesregierung recht, wenn sie die Förderung kürzen will?

Klaus-Peter Koch: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das EEG, hat diesen Energien einen Schubgegeben. Sie haben einen Anteil von 20 Prozent am Stromverbrauch, das hat kaum jemand für möglich gehalten. Richtig und wichtig ist: Laut EEG sollen die Vergütungen sinken, wenn die Anlagen günstiger werden; die für Solarstrom wurde in den letzten drei Jahren bereits halbiert.

Was halten Sie von einer außerplanmäßigen Kürzung der Solarvergütung: 20 bis 30 Prozent weniger, ab 1. April?

Das ist sehr kurzfristig, das konnte niemand am Markt vorhersehen. Ich erlebe das in den Kirchengemeinden, die sich für Solaranlagen interessieren: So eine Investition muss berechenbar sein. Es gibt viele Fragen zu klären: Ist das Dach geeignet? Müssen wir es erneuern? Wenn man viele Überlegungen investiert hat, ist es ärgerlich, wenn sich die Grundlagen ändern. Für Handwerksbetriebe, die von solchen Aufträgen leben, ist das bitter.

2011 ist die Solarleistung um mehrere Gigawatt gewachsen; viel mehr Energie, als ein Atomkraft liefern kann. Reicht der Sonnenstrom schon?

Wir sind noch hinter dem Ziel zurück: Es gibt eine Studie des Umweltbundesamtes, wonach wir bis 2050 zu einer Vollversorgung mit den Erneuerbaren kommen können. Die installierte Photovoltaikleistung müsste dann bei 250 Gigawatt liegen. Der Vorteil der Sonnenenergie ist, dass sie dann Strom liefert, wenn besonders viel verbraucht wird: an sonnenreichen Tagen, wenn viele Klimaanlagen laufen. Aber die Sonne scheint nicht immer, es braucht auch andere Energiequellen. Umso wichtiger ist es, die Stromnetze so zu erneuern, dass sie den schwankenden Solarstrom aufnehmen. Die Netze sind für Großkraftwerke ausgelegt.

Ist das der Grund für den Solarstreit: hier die zentralen Energieversorger, dort die dezentralen Erneuerbaren?

Wir sind in einem Systemwandel. Ich unterstelle keinem der großen Energieversorger, nicht die Zeichen der Zeit zu erkennen. Aber auch diese Unternehmen brauchen Planungssicherheit, wenn sie sich umstellen. Energiepolitik muss konsequent ein Ziel verfolgen, damit sie für alle Akteure berechenbar ist.

Welche Rolle hat die Kirche?

Unsere Landeskirche unterhält über 6000 Gebäude. Wir haben also viel Sparpotenzial und können so Vorbild sein.

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