Wie sagt es der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann in den Zeitungen: Der „Verdacht gegen den Erzeugerbetrieb in Bienenbüttel“ würde sich immer mehr „erhärten“, die „Indizienkette“ sei offensichtlich. In Magdeburg wird so lange in einer Öko-Tonne herumgewühlt, bis man eine „schuldige“ Gurke findet, andernorts hat man den „Schuldigen“ längst gefunden: Es ist ganz generell der „Öko-Landbau“, von dem man ja schon immer wusste, dass der auch nicht besser als der konventionelle Landbau sei.
Ach ja? Erstaunlich, was die Leute so alles wissen, und vor allem, wie schnell sie die Verantwortlichen gefunden haben.
Ich wohne in Hamburg, ich habe Kinder und der Name „Bienenbüttel“ als Herkunftsort leckerer Gemüse- und Sprossenarten ist mir bestens bekannt. Gerade haben wir einen amerikanischen Austauschschüler zu Gast und ich werde, auch wenn es absurd und hysterisch ist, in den nächsten Wochen nichts Rohes auf den Tisch stellen – so leid mir mein Gemüsemann auf dem Wochenmarkt auch tut.
Öko-Bauer mit EHEC-Spritzpistole? Unwahrscheinlich, oder?
Denn eines ist für mich klar: Der hat an überhaupt nichts „Schuld“. Genauso wenig wie der Bauer in Bienenbüttel, von dem ich mir nur schwer vorstellen kann, dass er des Nachts mit der Spritzpistole absichtlich seine Sprossen verseucht hat. Unwahrscheinlich scheint mir auch, dass spanische oder ungarische Landwirte ihr Gemüse mit Absicht vergiften; auch die Taliban, so gruselig die Idee auch ist, sehe ich zur Zeit nicht in der „Schuld“ dieser Krise. Und selbst wenn es jetzt Öko-Gurken wären, über die sich der EHEC-Keim ausgebreitet hat, den gesamten Öko-Anbau in Bausch und Bogen zu verdammen, das erscheint mir doch verdammt simpel.
Es gibt Dinge auf der Welt, die geschehen. Die sind schrecklich und furchtbar. Ich kenne Familien, die betroffen sind, ich will das nicht kleinreden. Aber was ich feige und gemein finde, ist, dass Journalisten und Politiker nicht einfach mal zugeben können: Sorry, wir wissen nix und wir können zur Zeit auch nichts anderes tun, als zu versuchen, die Folge dieser Katastrophe für die Betroffenen zu mindern. Das heißt wir suchen weiter und wir klären auf. Aber wir halten uns mit einseitigen Schuldzuweisungen zurück!
Seriöse Wissenschaftler betonen immer wieder, dass ein Großteil derartiger „Seuchen“ nie aufgeklärt werden kann. Doch wenn sie das, wie neulich ein Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts, im Radio sagen, dann kommt die Antwort vom Redakteur: „Das ist ja sehr unbefriedigend.“
In der Tat, das ist es. Wie so vieles in der Welt. Nur wird es nicht besser, wenn man auf Teufel komm raus dafür Pseudo-Schuldige an den Pranger stellt.
EHEC ist einfach nur
Dinge gibt's....
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