Jede Menge Trends und Zahlen aus den beiden großen Kirchen in Deutschland
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
07.10.2010

KATHOLIKEN UND EVANGELISCHE

In Deutschland gehören den beiden Volkskirchen etwa gleich viele Menschen an: den Mitgliedskirchen der EKD

24 800 000,

der römisch-katholischen Kirche

25 500 000.

Hinzu kommen evangelische Freikirchen mit 330 000, die orthodoxen Kirchen mit 1 450 000, schließlich weitere, kleinere Kirchen mit etwa 38 000 Mitgliedern (EKD, 2007).

Im Jahr 1980 waren zum ersten Mal mehr Katholiken als Protestanten in der Bundesrepublik gezählt worden (43 Prozent Katholiken, 42 Prozent Protestanten). Im historischen Vergleich sah das alles schon einmal ganz anders aus: 1871 gab es im Deutschen Reich 36 Millionen Katholiken und 62 Millionen Protestanten, 1933 kamen auf 33 Millionen Katholiken 62 Millionen Protestanten, 1961 schließlich auf 44 Millionen Katholiken 51 Millionen Protestanten.

Beide Volkskirchen stehen vor dramatischen Einbrüchen ihrer Mitgliederzahlen. Statistiker rechnen damit, dass die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder bis zum Jahr 2030 um ein Drittel auf 17 Millionen sinken wird. Die Finanzkraft, so die Schätzung, wird dadurch auf die Hälfte schrumpfen. Ein Teil dieses Rückgangs hat eine demografische Ursache: den Überhang von Sterbefällen gegenüber den Geburten.

TAUFE UND KONFIRMATION

Im Jahr 2007 wurden in Deutschland

207 000

Menschen evangelisch getauft. Kinder, deren Eltern beide einer christlichen Konfession angehören, werden auch heute noch fast ausnahmslos getauft. Neben mehr als 184 000 Kindertaufen gab es über 22 000 Erwachsenentaufen (als solche zählen Taufen nach Vollendung des 14. Lebensjahres). Konfirmiert im Alter zwischen 13 und 15 Jahren wurden im Jahr 2007 etwa eine viertel Million Protestanten.

Die katholische Kirche verzeichnete für das Jahr 2007 rund

186 000

Taufen - die geringste je registrierte Zahl, rund 253 000 Erstkommunionen sowie rund 200 000 Firmungen. Der längerfristige Abwärtstrend bei den Taufen ist dramatisch: minus 38,1 Prozent seit 1990. Die Zahl der Firmungen bewegt sich seit zwei Jahrzehnten um die Marke von 200 000. Da Firmungen vielfach nicht in jedem Jahr stattfinden, weisen die Zahlen Ausschläge nach oben und unten auf.

EINTRITTE, WIEDER -AUFNAHMEN, AUSTRITTE

Im Jahr 2008 traten rund 121000 Katholiken aus ihrer Kirche aus, es gab rund 4400 Eintritte und 9500 Wiedereintritte. Die Negativbilanz lag also bei rund

107 000

Katholiken. In den Jahren 2005 bis 2007 lag die Zahl der Austritte rund ein Drittel niedriger. Es gibt einen Wiederanstieg der Zahlen nach drei Jahren steten Absinkens. In den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung hatte es heftige Wellenbewegungen gegeben, Zeichen der allgemeinen weltanschaulichen Verunsicherung.

Auf der evangelischen Seite sehen die Zahlen etwas ungünstiger aus: Im Jahr 2008 traten rund

169 000

Menschen aus der Kirche aus, 48000 mehr als in der katholischen Kirche. In den beiden Jahren zuvor hatte die evangelische Kirche jeweils 37 000 Menschen mehr als die katholische verloren, 2005 betrug die Differenz 30 000, 2004 fast 40 000, noch früher mehrmals über 50 000 pro Jahr. Offensichtlich vermag die katholische Kirche durch ihre zahlreichen Vereine und Verbände ihre Mitglieder fester an sich zu binden. Auch der höhere Gottesdienstbesuch stabilisiert die Bindung.

Belastbare Zahlen über Kirchenaustritte im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen gibt es nicht, sie werden erst in zwei Jahren vorliegen. Ein eindeutiger Trend lässt sich noch nicht belegen. Die zuständigen Standesämter erheben die Gründe für den Kirchenaustritt nicht.

TRAUUNGEN UND BESTATTUNGEN

Im Jahr 2007 gab es rund

54 000

evangelische Trauungen. Bei 60 Prozent von ihnen waren beide Partner evangelisch, bei 33 Prozent einer der beiden.

Evangelische Bestattungen gab es knapp 297 000, 283 000 der Toten waren evangelisch. Das heißt, dass mehr als 13 000 Nichtevangelische evangelisch beerdigt wurden.

Auf katholischer Seite fanden knapp

50 000

Trauungen statt. Zeiten rasanter Rückentwicklung (insgesamt mehr als 50 Prozent seit 1990) scheinen vorüber zu sein. In knapp zwei Drittel der Fälle waren beide Partner katholisch. Auch dann, wenn beide Partner katholisch waren, kamen 2007 auf je 100 zivile Eheschließungen fast 50 katholische Trauungen.

GOTTESDIENSTE

Etwa

1000 000

Menschen besuchen in Deutschland jeden Sonntag einen evangelischen Gottesdienst. An Heiligabend steigt die Zahl auf mehr als neun Millionen. Insgesamt geht die EKD von etwa 70 000 000 Gottesdienstbesuchen im Jahr aus.

Die katholische Kirche gibt rund

3 500 000

sonntägliche Gottesdienstbesucher an. 1970 waren es noch rund 10 000 000 gewesen - ein dramatischer Einbruch.

LEISTUNGSRIESEN DIAKONIE UND CARITAS

Es gibt rund

440 000

hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der (evangelischen) Diakonie, je zur Hälfte Vollzeit und Teilzeitkräfte (Stand Januar 2006). Etwa dieselbe Zahl ehrenamtlicher Kräfte unterstützt sie bei der Arbeit.

520 000

Menschen arbeiten hauptamtlich in der (katholischen) Caritas, hinzu kommt auch hier etwa dieselbe Zahl an Ehrenamtlichen und Freiwilligen (Stand Ende 2006). Fast zwei Drittel aller Mitarbeiter der Caritas pflegen und betreuen Menschen in stationären Einrichtungen, 20 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in Tageseinrichtungen. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten steigt leicht, die der Teilzeitbeschäftigten deutlicher: jährlich etwa um sechs Prozent.

Bei Caritas und Diakonie gibt es rund 12 000 Zivildienstleistende, Tendenz: rückläufig, was mit der Verkürzung der Dienstzeit zu tun hat. Anfang März 2010 gab es insgesamt rund 77 000 Zivildienstleistende. In den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) hat die Diakonie vier Mal so viele Zivildiensteinrichtungen wie die Caritas, die evangelische Kirche ist dort auch stärker präsent.

ERFOLGSMODELL KIRCHLICHE SCHULEN

Nicht weniger als

1134

evangelische Schulen gibt es in Deutschland, in ihnen werden 168 172 Schülerinnen und Schüler unterrichtet (Stand 2007). Mehr als die Hälfte von ihnen, fast 600 Einrichtungen, sind berufsbezogene Schulen, in ihnen werden fast 53 000 Schüler für pflegerische und erzieherische Berufe ausgebildet.

Rund 370 000 Schülerinnen und Schüler besuchen die

1160

katholischen Schulen. Mit rund 180 000 Schülern sind die Gymnasien, viele von ihnen in Ordenshand, am beliebtesten.

Buchtipp

München, ökumenisch

München: eine Stadt, die lange erzkatholisch war. Heute setzt sie Maßstäbe in Sachen Ökumene. Susanne Breit-Keßler, Münchener evangelische Regionalbischöfin und Kolumnistin dieses Magazins, lotet mit dem katholischen Benediktinerabt von St. Bonifaz und Andechs, Johannes Eckert, im Gespräch aus, wo mehr Nähe zwischen den Kirchen möglich ist. Dazu gibt es verblüffende Einblicke in die bayerische Konfessionsgeschichte und theologisch Hintergründiges. Susanne Breit-Keßler, Johannes Eckert: Wie bei Nachbarn, die sich mögen. So lebt Ökumene. Kösel- Verlag. 128 Seiten, 12,95 Euro

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