Vom Glück hinter der Hecke
Muss denn wirklich jeder sein eigenes Ferienhaus auf Mallorca besitzen? Braucht Zufriedenheit einen Mindestabstand zum Nachbarn? Kleingärtner finden ihre Erfüllung im Verein und auf teils winzigen Parzellen. Das Klischee vom Laubenpieper passt auf dieses bunte Völkchen schon lange nicht mehr
07.10.2010

"Herrlich", sagt Elvis, rückt in seinem Gartenstuhl ein Stück vor, breitet die Arme aus und hält das Gesicht in die Mittagssonne. "Du kannst nicht alles auf einmal machen", sagt er mit geschlossenen Augen und schiebt die Zigarettenschachtel aus seiner Hemdtasche. Man muss ja auch genießen können.

Wann wohl der Nächste kommt, um über die Hecke zu schauen?

Er zeigt mit einem Kopfnicken zum Weg. Wann wohl der Nächste kommt, um über die Hecke zu schauen? Das ist es, was Elvis genießt. "Wenn ich früher durch so eine Kleingartensiedlung ging und sah die Leute da sitzen, da wurde man doch richtig neidisch." Irgendwann wurde ihm klar: Er wollte einen Garten. Er hat einige Zeit suchen müssen, bis er einen fand, der ihm gefiel. Jetzt sitzt er hier, und die anderen schauen.

Der Garten war gepflegt. Eine neue Laube hat er aufgestellt. Flach, geräumig, ohne Spitzdach. Die alte hat er abgerissen, damit kennt er sich aus. Elvis arbeitet in einem Abrissunternehmen. Haut Fenster raus, hebelt Fußbodenbretter hoch und reißt Leitungen herunter, bis der Bagger kommt. Oft auch am Wochenende. Das geht in die Knochen. Das steckt man auf Dauer nicht so weg. Zum Ausgleich fährt er jede freie Minute in den Garten. Er streicht mit der Hand über das helle Holz, aus dem zuweilen noch Harz austritt. Muss noch mal lackiert werden. Am besten dieses Jahr noch.

Natürlich ist der Garten für sie alle da, für ihn und seine Frau und die beiden älteren Töchter, 15 und 12 Jahre alt, die immer noch gerne mitkommen. Meistens jedenfalls. Aber so richtig gedacht ist der Garten für die Kleine. Sofia Maria heißt sie, ist fünf Jahre alt und gerade mit der Oma unterwegs. Ein Planschbecken nimmt einen großen Teil des Rasens ein. Elvis hebt die Plane an: fester Boden, solides Gestänge. Dazu eine Schaukel und ein Klettergerüst. Nagelneu und mit Plastiknoppen über den Verschraubungen, damit die Kinder sich nicht verletzen.

Elvis sagt: "Wenn du drei Kinder hast und nur ein Einkommen, dann kannst du in Urlaub fahren vergessen." Also verbringen sie hier ihre Ferien, Tag für Tag. Schade nur, dass sie heute nicht hier übernachten können. Seine Frau hat morgen früh einen Arzttermin. Aber sie werden nachher noch grillen. Wenn das Wetter nur einigermaßen ist, wird die Holzkohle rausgeholt. Nieseln darf es, auch mal regnen, aber nicht schütten. Was soll denn ein Garten, wenn man nicht grillt? Dafür ist der doch da. Für Schaschlik, Schweineschnitzel, Lamm.

"Bis so ein Garten fertig ist, dauert das eine Ewigkeit."

Heute wollte er eigentlich bei einem der Fenster die Scheibe erneuern. Elvis Sarkezi, der hier im Garten nur mit seinem Vornamen angeredet werden möchte, setzt sich wieder hin. Diese Sonne! Man will doch einfach mal sitzen. Die Stille genießen, die Luft. Tun kann man immer was. Elvis sagt: "Bis so ein Garten fertig ist, dauert das eine Ewigkeit." Er will noch mehr Blumen und Sträucher setzen. Aber keine Beete anlegen; lohnt nicht. Erst aber muss der Rasen gemacht werden, am Planschbecken lugt die blanke Erde durch. Ist ja kein Zierrasen. Was soll denn ein Rasen, wo man sich nicht traut draufzutreten? Ein Garten will genutzt werden.

Neulich gab es deswegen Ärger. Sie hatten gefeiert. Wie man eben so feiert, mit alle Mann und ohne auf die Uhr zu gucken. Es wurde spät und später und irgendwann wurde der Himmel wieder hell. Gegen Mittag kam der Vereinsvorsitzende. Beide wurden zwischendurch etwas laut. Sie haben das aber hinbekommen. Beim nächsten Mal sagt Elvis vorher Bescheid. Dann können sich die Nachbarn darauf einrichten. á

Bleibt noch die Mittagspause von eins bis drei. Und dass am Sonntag und an den Feiertagen nichts Lautes gearbeitet werden darf. Elvis hält sich dran, klar. Aber merkwürdig: Da ist er die Woche über von früh bis spät auf der Arbeit, zahlt seine Steuern, und will er am Wochenende mal kurz drei Nägel einschlagen, hebt dazu den Hammer, da brüllt gleich jemand von drüben: "Mittagsruhe!" Von ihm aus könnte die Pause entfallen.

Elvis sagt: "Es gibt Personen, wo man nur Hallo sagt, und es gibt Personen, wo man sich dazusetzt." Bei Elvis kann man sich dazusetzen. Warum soll man nur für sich bleiben? Und ist doch egal, was andere reden in der Kolonie. Er weiß ja, was über ihn gesagt wird: Ein netter Kerl, nette Frau, nette Kinder ­ nur seien die schon ein bisschen anders, die Ausländer. Dabei ist er doch nicht mehr wirklich ein Ausländer. "Meine Heimat", sagt Elvis, "ist Hamburg." Seit 19 Jahren lebt er jetzt in Deutschland, ursprünglich kommt er aus Slowenien, seine Frau Renata stammt aus Polen. Sie haben sich in Hamburg kennen gelernt. Da seine Frau einen deutschen Pass hat, könnte auch er sofort die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Will er aber nicht. Elvis streckt den Rücken durch.

Die Pforte muss dieses Jahr noch mal gestrichen werden. Und zwei Querbalken will er unter die Veranda legen. Rasensaat besorgen, von der strapazierfähigen Sorte, ausstreuen, anwalzen, fertig. Kommt. Kommt alles. Eins nach dem anderen. Es kann immer was dazwischenkommen: ein Sommer, der mit Regen startet ­ und alle hochtrabenden Pläne verfliegen. Umgekehrt, wenn's zu heiß ist, dann macht's auch keinen Spaß zu ackern.

Im letzten Jahr hat er endlich ein neues Gartentor gesetzt. Richtig mit Rundbogen und Vorhängeschloss. Die Ranken, die er daneben gepflanzt hat, sind jetzt schon zur Hälfte rum, die linke ist schneller, nächstes Jahr zieht die rechte nach. Die Natur kommt schon alleine zurecht.

"Ach, herrlich!", sagt Elvis und klopft sich auf den Bauch. Von drüben zieht Grillgeruch herüber. Er könnte schon mal zum Schuppen gehen. Alles bereitlegen: Zünder, Kohle, Zange. Gleich. Eine Minute noch sitzen. "Herrlich", sagt Elvis, schaut in den blitzblauen Himmel und steckt sich noch eine an.

Einen Kleingarten? Abwegiger Gedanke

Einen Kleingarten? Abwegiger Gedanke. Katrin Warnecke hat sich nicht vorstellen können, dass sie mal einen besitzt. Ausgerechnet sie sollte sich mal darauf freuen, bei Wind und Wetter in der Erde zu buddeln? In einem Schrebergarten mit eingefassten Beeten und schmiedeeisernen Laternen am Weg? Um Himmels willen! Als sie Kind war, hatten die Eltern von einer Freundin einen Garten und sie kam manchmal mit. Schon, wie man da auf Toilette gehen musste! Alles roch immer so feucht und muffig ­ schrecklich.

Zwanzig Jahre später erwartet die damalige Lehramtsstudentin ihr erstes Kind, sitzt da mit ihrem Mann Frank und überlegt: So gern sie in der Stadt leben, dort wo sie wohnen, kann man ein Kind nicht unbeaufsichtigt laufen lassen. Straßen, Autos, Radfahrer, Hunde. Dagegen: ein Stückchen eingezäuntes eigenes Grün direkt um die Ecke, das wäre was. Wo man für sich sein kann und auf niemanden Rücksicht nehmen muss. Sie fasst sich eines Abends ein Herz, lässt sich bei dem nächstliegenden Kleingartenverein auf die Warteliste sitzen. Die Ernüchterung folgt beim anschließenden Rundgang durch die Kolonie: die Hecken alle auf dieselbe Höhe gestutzt, die Rasenkanten wie mit dem Lineal gezogen ­ das wollen sie doch gar nicht! Sie vergessen die Angelegenheit gleich wieder.

Doch die Kleingartenwelt vergisst die Warneckes nicht. Nach anderthalb Jahren klingelt das Telefon: Sie haben den obersten Platz auf der Warteliste erreicht. Es könnte losgehen mit dem Kleingärtnern.

Was sie hinter der Hecke machen, geht niemanden was an

Warum auch nicht. Hilfreich ist der Vereinsvorsitzende, der sie herumführt. Er bedrängt sie nicht. Er redet nicht unablässig davon, was man alles beachten und können und wissen muss, will man einen Kleingarten führen. Er zeigt ihnen schlicht verschiedene freie Parzellen. Sie entscheiden sich für einen der größeren Gärten mit 440 Quadratmeter Fläche. Der Vorsitzende macht klar: Was sie hinter der Hecke machen, geht niemanden was an. Die Warneckes sagen zu, und der Vorsitzende wird bald zu seinem Wort stehen müssen.

Es geht, ausgerechnet, um den Kompost. Katrin Warnecke stellt ihren Kompost in die Nähe der Pforte. Wo doch der Kompost hinters Haus gehört, so dass er nicht sichtbar ist! Obendrein hat sie einen Behälter mehr als üblich aufgestellt. Die Ratschläge der Nachbarn bekommen einen scharfen Unterton. Der Streit eskaliert kurz ­ und ist dann überstanden. Heute kann Katrin Warnecke nur noch mit einem Lachen davon erzählen. Schwer begreiflich, warum es damals so heftig zur Sache gegangen ist.

Das ist der große Test, sagen altgediente Kleingärtner, den müssen die meisten Neulinge über sich ergehen lassen. So schön es ist, dass junge Leute hinzukommen mit eigenen Ideen ­ man möchte doch wissen, was das für welche sind. Lassen sie sich wirklich ein auf die Gemeinschaft? Werden sie bleiben oder ist es nur so eine fixe Idee, für einen Sommer mal einen Kleingarten zu pachten? Passen sie sich an oder stellen sie bei Konflikten auf stur?

Um das zu erkunden, findet sich immer etwas: Ein Laubbaum ist zu sehr in die Höhe geschossen und soll gefällt werden, obwohl er Schatten spendet. Die Hecke bietet einen idealen Sichtschutz, ist aber höher als die erlaubten 80 Zentimeter gewachsen. Der Zaun zum Nachbargrundstück ist nicht straff genug gespannt. Wo ein Anlass ist, ist ein Streit nicht weit.

Für Katrin Warnecke und ihre Familie ist das überstanden. Heute grüßen die Nachbarn ausnehmend freundlich. Bringen Pflanzen vorbei; zeigen, wie man die vermehrt. Ihr Garten ändert sich stetig. Der Plattenweg ist weg. Wo früher Beete waren, grünt Rasen. Wo früher Rasen war, ist jetzt ein kleines Beet, in dem die Tochter erste Möhren und Erdbeeren pflegt. Hinter der Laube ist alles aufgeräumt. So ist genug Platz, um Stühle und einen Tisch im Schatten aufzustellen, mit Kaffee und Kuchen darauf.

Saison für Saison wird es immer heimischer

Dann die Laube und der kleine Schuppen nebenan ­ beide fast noch im Originalzustand. Der Vorbesitzer hat hier jahrzehntelang gewerkelt. Vieles von ihm ist noch da: eine komplette Werkbank. Hacken, Schaufeln und Rechen; Messer, Draht, Klebeband; und auf einem Bord Mittel gegen Schädlinge. Auch das wird sich ändern. Manches an zurückgelassenen Gartengeräten wird über die Zeit ersetzt werden. Anderes wird Katrin Warnecke aufbrauchen ­ oder schlicht wegwerfen. Vielleicht bekommt der Geräteschuppen irgendwann eine neue Farbe oder wird etwas ganz anderes: Wie wäre es mit einem eigenen Häuschen für die Kinder?

So wird es kommen; schneller oder langsamer. Sie wird immer heimischer werden, Saison für Saison. Eines Tages wird Katrin Warnecke in der Pforte stehen, und der Garten ist ganz ihrer geworden. Schon als sie das Hügelbeet angelegt oder links von der Terrasse neue Sträucher gesetzt hat, haben Freunde gesagt, wie gut er jetzt zu ihr passt, der Garten. Ob sie jetzt doch mal einen Rosenstock kauft? Der ist ja ziemlich teuer, da will man lange was von haben. Aber es sieht ja so aus, dass sie lange bleibt, sehr lange vielleicht ...

Egal. Sie muss heute noch etwas schaffen. "Warum sieht unser Rasen nicht so grün aus?", fragt ihr Mann. Er zeigt auf den Rasen des Nachbargrundstücks, der so satt ausschaut, als sei jeder Halm per Hand angemalt worden. "Unser Garten wird immer anders aussehen als der der Nachbarn", sagt sie selbstbewusst. Und schickt sanft ihren Sohn weg, streift sich die Handschuhe über. Setzt sich wieder auf den Boden und verschwindet zwischen zwei Sträuchern, um Kraut für Kraut aus der Erde zu zupfen, das man heute nicht mehr Unkraut nennt, sondern Wildkraut. Dann wird sie den Eimer zum Kompost tragen, der jetzt so steht, dass er niemanden mehr stören kann.

Wenn der Himmel sich dunkelblau färbt und die Sonne ihre Kraft verliert, bekommen die Dunkelmanns Besuch

Wenn der Himmel sich allmählich dunkelblau färbt und die Sonne ihre Kraft verliert, bekommen die Dunkelmanns Besuch. Sohn und Schwiegertochter treten durch die Gartenpforte, gehen den sanft geschwungenen Weg auf die Laube zu, wo die Dunkelmanns schon unter der Überdachung auf ihren Campingstühlen warten. Dann sitzen sie zu viert, reden über die Gärten und die Welt oder blicken schweigend nach vorne, wo vielleicht ganz kitschig eine Amsel über den dampfend grünen Rasen hüpft. Sie schauen auf den gegenüber liegenden Wald, der dicht gewachsen wie eine Mauer steht. Als die Dunkelmanns vor vierzig Jahren hier ihren Garten anlegten, bestand der aus einigen dürren Bäumchen und viel Gestrüpp. Sah man über ihn hinweg, konnte man bis in die Ferne auf eine der großen Einfallstraßen der Stadt blicken. "Damals", sagt Ernst Dunkelmann, "war hier drüben noch ein Kornfeld, in dem in der Dämmerung die Rehe standen." Er zeigt nach hinten, sein ausgestreckter Arm zittert leicht dabei. Die Dunkelmanns sind geblieben. Ernst Dunkelmann zählt 86 Lebensjahre; seine Frau Annemarie 83.

Es gab eine Zeit, da war ihre Liebe zum Kleingarten erloschen. Dabei sind sie beide auf so einer Parzelle aufgewachsen, haben sich dort kennen gelernt, haben gleich nach der Heirat selbst einen Kleingarten bekommen und standen als junges Paar zwischen eigenen Möhren, Zwiebeln und Kohlrabis. Damals war ihnen aber nach anderem zu Mute: ein Motorrad anschaffen, damit wegfahren, zelten. Ihren Garten machten sie nebenher, so gut es eben ging. "Da starb Schwiegervater, dann starb mein Vater und bums ­ auf einmal hatte ich drei Gärten am Hals", erzählt Herr Dunkelmann: "Ich kam vom Dienst aus der Justizvollzugsanstalt und es regnete. Also Regenmantel an und gegraben und gegraben. Kartoffeln gesteckt und Bohnen und Erbsen. Jede Minute nur hin, hin, hin ­ irgendwann haben wir gesagt: Nein, das machen wir nicht mehr." Seine Frau nickt zustimmend.

Erholung und Genuss statt Produktion und Plackerei.

Doch dann schlenderten die Dunkelmanns mit ihren zwei Söhnen über die Internationale Gartenbauausstellung in Hamburg, 1963 war das. Immer wieder blieben sie vor den aufgebauten neuen Gärten und Lauben stehen. "Da hatten wir plötzlich auch wieder Lust dazu", sagt Annemarie Dunkelmann, "aber nicht Schrebern alter Art ­ sondern neuzeitlich. Ein Drittel für Gemüse, ein Drittel Rasen, ein Drittel Platz für Laube, Schuppen und Terrasse." Kurz: Erholung und Genuss statt Produktion und Plackerei.

So geschah es. Ein stabiles Gartenhaus wurde gebaut, die Kinder wurden darin groß, halfen bei der Gartenarbeit, nicht immer freiwillig. Der jüngere Sohn will heute vom Kleingärtnern nichts mehr wissen; der andere hat seinen Garten drei Parzellen weiter in Richtung Brennplatz, so, wie auch er den gleichen Beruf wie der Vater gewählt hat, so, wie auch er seine Frau im Kleingarten kennen lernte, und so, wie sie gleichfalls den Sommer über jede Minute nutzen und eben abends bei den Dunkelmanns vorbeischauen. Der Vater stellt schon mal die Getränke bereit. "Unser Garten", sagt er, "ist unser Ein und Alles."

Natürlich hat sich vieles verändert. Höchstens ein Drittel der Alten ist noch da. Man kennt nicht mehr jeden der über die Jahre neu Hinzugekommenen. "Manchmal grüßt einen jemand", sagt Frau Dunkelmann, "und ich weiß gar nicht, wer das ist." Herr Dunkelmann vermisst schmerzlich das Gemeinschaftliche. Er hat immer mit angepackt, war Wasserwart, war Schätzer, übernahm nebenher die Propangasvermietung. Heute gehört er zur Rentnerband des Vereins. "Das", sagt Herr Dunkelmann, "ist nicht musikalisch gemeint."

Sondern so nennt der Vereinsvorsitzende seine älteren Herrschaften, die er immer dann holt, wenn etwas auf den Wegen und auf den Gemeinschaftsflächen gemacht werden muss. Noch heute hält Herr Dunkelmann den Weg vor seinem Garten absolut unkrautfrei: "Das wäre sonst albern." Kurz wird Herr Dunkelmann etwas ungehalten: "Finden Sie mal einen, der was für die Gemeinschaft macht!" Er winkt ab, wischt sich mit der Hand über die Stirn und nippt an seinem Bier.

Der Garten hat unser Leben verlängert

Wirklich schade, dass nicht mehr so viele von damals dabei sind. Die Dunkelmanns merken das, wenn sie die so genannte Illuminierung feiern, am letzten Sonnabend im August. Der ganze Garten wird mit bunten Lampen geschmückt. Die Nachbarn kommen, es wird gegrillt und das eine und andere Bierchen getrunken. Sehr lange sitzt man zusammen. Am nächsten Morgen packen die Dunkelmanns ihre Sachen und beenden ganz offiziell die Saison.

Damit hat es noch ein wenig Zeit. Bestimmt wird es morgen noch mal schön. Der Sohn wird wie immer frische Brötchen auf den Tisch legen. Herr Dunkelmann begleitet das Paar bis zur Pforte. Er winkt ihnen nach, beugt sich dann langsam nach vorne und zupft etwas hier und da aus der Hecke, die akkurat auf 80 Zentimeter geschnitten ist. Eine merkwürdige Geste, zumal im Halbdunkel. Der alte Mann sieht seit Jahren immer weniger und ist inzwischen fast blind.

"Wollen mal hoffen", sagt Frau Dunkelmann in die Stille hinein, "dass wir den Garten noch recht lange haben. Es kann ja schnell gehen." Und er ergänzt: "Ich stehe zu 100 Prozent dazu: Der Garten hat unser Leben verlängert."

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