Darum geht es, meint Armin Laschet. Vor allem für einen Politiker
Dirk von Nayhauß
07.10.2010

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Wenn ich Menschen um mich habe. Menschen, die mit mir ihre Freude und Trauer teilen. Menschen, die mir zuhören und mit denen ich meine glücklichen und weniger glücklichen Momente teilen kann. Menschen, mit denen ich diskutieren, philosophieren oder einfach mit allen Sinnen die Ruhe genießen kann. Aber auch, wenn ich mich für eine Sache engagiere, von der ich überzeugt bin. Wenn ich beispielsweise eine Rede halte und merke, dass die Leute darauf reagieren und ich mit meinen eigenen Gedanken bei ihnen vielleicht etwas anregen und ändern kann, dann fühle ich mich lebendig.

An welchen Gott glauben Sie?

Ich glaube daran, dass es nur einen Gott gibt. Und ich glaube an diesen einen Gott. Besonders stark spüre ich seine Gegenwart, wenn ich in den Gottesdienst gehe. Dann habe ich einmal eine dreiviertel Stunde, mich zu konzentrieren und zu besinnen. Als Politiker hat man ja nie Muße, oft jagt ein Termin den anderen. Ich habe aber noch nie mit Gott gehadert. Er ist in meiner Vorstellung der liebende Gott. Und auch der, der den Menschen Freiheit gegeben hat. Wir können Gott nicht für die vielen schrecklichen Dinge auf der Welt verantwortlich machen, denn Freiheit heißt auch, dass Menschen sich ebenso für das Böse entscheiden können.

Hat das Leben einen Sinn?

Ja. Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, das Leben zu schätzen und aus allem das Beste zu machen. Dankbar für alles zu sein, was ich habe, und auch, was ich nicht habe. "Ihr seid zur Freiheit berufen" - dieser Satz aus dem Brief an die Galater ist mir besonders wichtig. Als gläubiger Christ in der Politik habe ich den Anspruch, einen Beitrag zu leisten zu einer besseren Welt, indem man zum Beispiel Menschen das Leben einfacher macht, gegen Ungerechtigkeiten vorgeht. Das muss nicht immer der ganz große Konflikt sein, das kann schon der Fall eines Einzelnen sein, der auf einem Amt abgetan wird. Man kann nicht alle Konflikte der Welt lösen. Aber man muss sich jeden Einzelfall anschauen und fragen: Wie kann ich dem gerecht werden? Dies zu tun gibt meinem Leben Sinn!

Muss man den Tod fürchten?

Bei Beerdigungen empfinde ich es immer sehr bewegend, wenn gesagt wird: Und jetzt wollen wir für den beten, der als Nächster aus unserer Mitte geht. Das macht klar: Einer von denen, die am Grab stehen, wird der Nächste sein. Damit ist der Tod plötzlich ganz nah. Jeder denkt: Ich bin es nicht - aber natürlich könnte es einen selbst treffen. Ich denke sonst nicht an den Tod, aber dort am Grab frage ich mich schon: Was wäre wenn? Wenn ich es mir wünschen könnte, dann würde ich mir einen plötzlichen Tod wünschen. Viele Menschen möchten ja noch Abschied nehmen. Ich nicht. Das stelle ich mir qualvoll vor. Ich möchte weder mich noch die Menschen, die mir nahestehen, darauf vorbereiten und mir selbst und ihnen eine qualvolle Zeit bereiten müssen. Ich möchte noch bis zu dem letzten Augenblick fröhlich sein, ohne daran denken zu müssen, dass es gleich so weit ist.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Jede aufrichtige, vorbehaltslose. Jede, die vom Herzen kommt.

Haben Sie Nachsicht mit sich selbst?

Ja. Ich habe die Lebensauffassung, dass man zu seinen Fehlern steht und aus ihnen lernt. Man darf den Dingen, die man falsch gemacht hat, nicht lange hinterhertrauern. Vieles davon kann man nicht mehr ändern. Ich versuche, aus meinen Fehlern den Nutzen zu ziehen, indem ich dieselben nicht wiederhole. Man sollte sich nur über die Dinge aufregen, bei denen man etwas ändern kann. In der Operette "Die Fledermaus" gibt es diesen schönen Satz: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist."

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