Jan Thijs
26.03.2012

Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen (USA 2012)

Eine böse Königin, eine unschuldige Prinzessin, ein edler Ritter und sieben Zwerge, das sind im Wesentlichen die Zutaten eines berühmten Märchens, das schon zahllose Male verfilmt wurde. Nun setzt der Inder Tarsem Singh mit einer gekonnt aberwitzigen Neuinterpretation dagegen, mit einem Action-Realfilm, in dem es um mehr geht als verletzte Eitelkeit und ewige Liebe – es kommt das soziale Gewissen ins Spiel, eine verwöhnte Prinzessin teilt emanzipatorische Befreiungsschläge aus, und die böse Königin wird ausgerechnet von Julia Roberts gespielt. Das oft arg schwülstig anmutende Kunstwollen früherer Filme von Tarsem Singh („The Fall“, „Krieg der Götter“) löst sich hier perfekt im symbolträchtigen Prunk opulenter Märchenwelten auf, in einer Orgie der Farben und Formen. Alle, die sonst in den Märchen hilflos auf magischen Beistand warten, nehmen ihr Schicksal beherzt selbst in die Hand. So zettelt die verstoßene Prinzessin unter den Dorfbewohnern, von denen die Königin immer höhere Steuern abpresst, um ihr Luxusleben zu finanzieren, kurzerhand eine Revolution an. Am Ende ist der vergiftete rote Apfel nicht mehr als eine Fußnote, und alle Welt stimmt ein in ein grandioses Bollywood-Finale.

R: Tarsem Singh. B: Melissa Wallack, Jason Keller. Da: Julia Roberts, Lily Collins, Armie Hammer, Sean Bean, Nathan Lane. L: 106 Min.

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Iron Sky (Finnland/Deutschland/Australien 2012)

“In 1945, the Nazis went to the moon. In 2018, they are coming back“. Die Nazis haben auf der erdabgewandten Seite des Mondes überlebt: so die Ausgangssituation des satirischen, von Fans des Abseitigen mitfinanzierten B-Films „Iron Sky“. In naher Zukunft wird ein amerikanischer Raumfahrer, PR-gerecht auf den Mond geschickt mit dem Slogan »Black to the Moon«, dort von den Nazis gefangen genommen und in ihre Basis gebracht. Dort bastelt der Wissenschaftler Doktor Richter am Flaggschiff einer Invasionsflotte herum, mit der die Nachfahren der „großen vaterländischen Niederlage“ wieder die Welt erobern wollen. Nur etwas fehlt, um das große Schiff zum Laufen zu bringen – ein Computer, etwa in Gestalt eines Handys. Und so werden Nachrichtenübermittlungsoberführer Adler (Götz Otto) und seine Verlobte Renate (Julia Dietze) von Führer Kortzfleisch (Udo Kier) auf die Erde zurückgeschickt. Wo sie der amerikanischen Präsidentin, die aussieht wie Sarah Palin, erst einmal beibringen, wie man mit Runen ordentlich PR macht.

R: Timo Vuorensola. B: Michael Kalesniko, Johanna Sinisalo. Da: Julia Dietze, Götz Otto, Udo Kier, Christopher Kirby, Tilo Prückner, Peta Sergeant. L: 93 Min.

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The Lady – Ein geteiltes Herz (GB/F 2011)

Die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ist eine lebende Legende – spätestens seit ihr 1991 der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde. Sie stand als Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) seit 1989 unter Hausarrest, der Wahlsieg der NLD 1990 wurde von der Regierung annulliert. Die Preisverleihung konnte sie nur auf dem ins Haus geschmuggelten Transistorradio verfolgen. Der Film stellt diese Szenen penibel nach – die wahre Tragik der Situation kann er allerdings nicht nachvollziehen. Der Erzählverlauf – ein Zeitsprung von vierzig Jahren zum krebskranken Michael Aris (David Thewlis) in Oxford, der seine Frau nicht wiedersehen wird – betont leider die melodramatischen Aspekte, statt detaillierter auf die politischen Ziele Suu Kyis oder die innenpolitischen Verhältnisse Myanmars einzugehen. Luc Besson, der französische Erfolgsproduzent und –regisseur („Im Rausch der Tiefe“, „Arthur und die Minimoys“), hat sich auch hier für eine Art Höhepunktdramaturgie entschieden, die den handlungsarmen und halbwegs dokumentarisch angelegten Film auf Trab hält.

R: Luc Besson. B: Rebecca Frayn. Da: Michelle Yeoh, David Thewlis, Jonathan Raggett, Jonathan Woodhouse, Susan Wooldridge, Benedict Wong. L: 132 Min.

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Titanic 3-D (USA 2012)

“My heart will go on”… and on … and on.100 Jahre, nachdem die echte Titanic sank, und fünfzehn Jahre nach James Camerons legendärer Leinwandversion des seltsam unsterblichen Stoffes, bringt der Regisseur nun eine nachbearbeitete, also digital ins Räumliche gerechnete, 3-D-Version in die Kinos. Ohnehin effektlastig, entwickelt die Geschichte zweier junger Menschen, die zu schwüler Musik und in dramatischen Bildern über die Standesgrenzen und über den Tod hinaus lieben, nun in der Tat einen Sog in die Tiefe.

R: James Cameron. Mit: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Billy Zane, Kathy Bates. L: 194 Min. FSK: 12

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