Foto: Cine Global
28.06.2012

Es ist Walters erster Mord. Nein, nicht seiner, nicht so. Walter ist Polizist in einer mennonitischen Kleinstadt im kanadischen Ontario - ein etwas verschlossener, spießiger Ort, aber kein krimineller, im Gegenteil: Die vom "alten Glauben" lehnen jede Form von Gewalt kategorisch ab. Nun aber liegt die Leiche einer jungen Frau am Ufer des Sees. Walter, ein wortkarger, schwerfälliger Mann, und sein jüngerer Kollege scheinen mit dem Fall überfordert - die Staatspolizei hat die Leitung der Untersuchung übernommen.

Die Ermittlungen stürzen Walter in einen Konflikt. Er ist sicher, dass der Mörder ein Mann ist, den er kennt - der aktuelle Partner seiner eigenen Ex-Freundin, ein ziemlich anarchischer Typ. Walter setzt alles daran, den Verdächtigen zu überführen. Um etwas wiedergutzumachen? Tatsächlich hat der Polizist seine eigene "gewalttätige Geschichte": eine Neigung zu cholerischen Ausbrüchen, die ihn immer wieder zu überwältigen droht.

Krimi und Musikvideo zugleich

"Small Town Murder Songs" ist ein vielschichtiger Film: Sittenbild, Charakterstudie, Musikvideo und Krimi zugleich. In meditativen Bildern, getrieben von einem Soundtrack, der aus experimentellen Folksongs besteht, streift die Erzählung durch eine ländliche Gesellschaft, in der unterschiedliche Lebensstile koexistieren: die wie aus der Zeit gefallene Religiosität der Mennoniten, der Konformismus einer anderen Gemeinde, die Walter aufnimmt, nachdem ihn seine Familie verstoßen hat, schließlich eine säkulare untere Mittelschicht, vertreten durch Walters frühere Geliebte Rita und ihren Freund.

Der Mordfall liefert dabei den Rahmen für eine Reflexion über das Verhältnis von gesellschaftlicher Norm und individueller Gewalt, von Moral und Glauben. Der Polizist muss sich von der Vorstellung verabschieden, er könne die Welt in Ordnung bringen, er muss loslassen und den Glauben, nach dem er gesucht hat, als Geschenk annehmen. Am Ende ist "Small Town Murder Songs" selbst ein kleines Wunder: die Geschichte einer Verwandlung, der es gelingt, die Versuchung zur Gewalt zu überwinden.

Kanada 2010. R: Ed Gass-Donnelly B: Ed Gass-Donnelly Da: Peter Stormare, Jill Hennessy, Amy Rutherford, Vladimir Bondarenko, Stephen Eric McIntyre. L: 75 Min.

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