Als Film des Monats Juni 2015 zeichnet die Jury der Evangelischen Filmarbeit "Die Maisinsel" von George Ovashvili aus.
09.06.2015

In jedem Frühjahr bilden sich im Fluss Enguri Inseln aus Geröll und Sand, die aus den Höhen des Kaukasus in die Ebene geschwemmt werden. An der Grenze zwischen Abchasien und Georgien entsteht so fruchtbares Schwemmland, das von Menschen bebaut werden kann. Der alte Abga und seine sechzehnjährige Enkelin Asida errichten auf einer solchen Flussinsel eine Hütte, graben den Boden um und säen Mais. Während er wächst, erinnern Gewehrfeuer von den Ufern und vorbeifahrende Boote mit Bewaffneten immer wieder an den in der Region fortschwelenden Konflikt.

Die Insel ist stets im Fokus

Eines Tages findet Asida im Maisfeld einen verwundeten Soldaten, den sie versteckt und zu dem sie sich hingezogen fühlt. Als dessen Verfolger sich bedrohlich nähern, bereitet der Großvater seine Flucht vor. Im schweren Regen des Spätsommers erntet er den Mais, um ihn vor den steigenden Fluten zu retten. Im Kreislauf von Bebauen, Säen und Ernten erzählt der Film von einem Leben unter feindlichen Bedingungen. Hauptakteur ist eine vom Fluss geschaffene Insel, die stets im Fokus der Kamera liegt. Umgeben und bedroht vom Wasser wächst dieses Niemandsland langsam heran, wird dabei geformt und bebaut verschwindet wieder in den Stürmen der Zeit.

Ein Gleichnis auf das menschliche Leben

Die Schönheit und Wildheit der Landschaft, die ausdrucksstarken Gesichter, einfache Handgriffe und sinnfällige Gesten sprechen für sich, Dialoge sind auf das Notwendige beschränkt. Der Film wird so zum Gleichnis auf das menschliche Leben überhaupt: es wird geschaffen, gestaltet und ist in seiner Dauer begrenzt. Die Gewaltsamkeit ringsum macht die Insel zu einem fragilen Asyl, das Großvater und Enkelin eine befristete Zuflucht gewährt und einem Verfolgten vorübergehend Schutz bietet. Generationen übergreifend wird die Insel zum Sinnbild einer Welt, die als Schöpfung Gottes erfahrbar wird: wenn auch nur auf Zeit können Arbeit und Mitmenschlichkeit einen Ort fruchtbar und bewohnbar machen.

© Neue Visionen

Produktion: Alamdary Film, u.a., Georgien, Deutschland, Frankreich, Tschechien, Kasachstan 2014; Regie: George Ovashvili;  Drehbuch: Roelof Jan Minneboo, George Ovashvili, Nugzar Shataidze; Kamera: Elemér Ragályi; Schnitt: Sun-Min Kim; Musik: Josef Bardanashvili; Darsteller: Ilyas Salman (Abga), Mariam Buturishvili (Asida), Irakli Samushia (Soldat), Tamer Levent (Offizier); Verleih: Neue Visionen Filmverleih GmbH, Schliemannstr. 5, Berlin Tel.: 030 440088-44, Fax: 030 440 088-45, info@neuevisionen.de, www.neuevisionen.de; Preise: Krystal Globe und Preis der Ökumenischen Jury, Karlovy Vary 2014, Publikumspreis Cottbus 2014. FSK: ohne Altersbeschränkung.

Kinostart: 28. Mai 2015

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