Filmtipps der Woche: Mollath – "Und plötzlich bist du verrückt", Escobar – Paradise Lost, It Follows, Terminator: Genisys
08.07.2015

Mollath – "Und plötzlich bist du verrückt" (Deutschland 2015)

Stell Dir vor, alle sagen Du bist krank und sperren Dich weg. Was nach einem schlechten Traum klingt, ist für Gustl Mollath wahr geworden. Sieben Jahre musste der Automechaniker unrechtmäßig in der Psychiatrie zubringen, weil ihn seine Frau des Wahnsinns und der Misshandlung bezichtigt hatte. Ein behutsamer Versuch von Annika Blendl und Leonie Stade, den Justizskandal noch einmal aufzurollen. Leider kann der Dokumentarfilm weder Täter benennen noch das Opfer rehabilitieren.

© Zorro Filmverleih

Regie: Annika Blendl, Leonie Stade. Buch: Annika Blendl, Leonie Stade, Oliver Kahl. Mit: Gustl Mollath. Länge: 93 Minuten. FSK: ab 0 Jahren.

Eine ausführliche Kritik zu "Mollath - und plötzlich bist du verrückt" lesen Sie bei epd Film.

Escobar – Paradise Lost (Frankreich, Spanien, Belgien, Panama 2014)

Der junge Kanadier Nick kommt in den 80er Jahren nach Kolumbien, um eine Surfschule aufzubauen, und verliebt sich in die Nichte des brutalen Drogenhändlers Pablo Escobar. Die Liebe zu Maria öffnet Nick die Türen zum Clan des Patriarchen. Dass er im Rausch des Luxuslebens zur Schachfigur des Machthabers wird, realisiert der naive Nick erst, als der Drogenkrieg mit Hunderten von Toten eskaliert und sein Einsatz verlangt wird. Das Regiedebüt des italienischen Schauspieler Andrea Di Stefano: Trotz einiger Schwächen ein spannender Thriller – vor allem dank Benicio Del Toro in der Rolle des Escobar.

© Verleih

Regie und Buch: Andrea Di Stefano. Mit: Josh Hutcherson, Benicio Del Toro, Brady Corbet, Carlos Bardem. Länge: 114 Minuten. FSK: ab 16 Jahren.

Eine ausführliche Kritik zu "Escobar - Paradise Lost" lesen Sie bei epd Film.

It Follows (USA 2014)

Ein todbringender Fluch lastet auf der jungen Jay. Er wurde beim Sex mit ihrem Schwarm Hugh auf sie übertragen – und nur auf diesem Weg kann sie sich seiner auch wieder entledigen. Jays Clique möchte ihr dabei helfen, den Horrorvisionen, die sie seitdem verfolgen, zu entkommen und wird selbst heimgesucht. Denn das Fremde verbirgt sich im Vertrauten. Ein origineller amerikanischer Indie-Horrorfilm, der sich an Klassikern der Gattung orientiert, ihnen aber durch seine minimalistische Erzählweise eine neue Dimension verleiht.

© Weltkino

Regie und Buch: David Robert Mitchell. Mit: Maika Monroe, Keir Gilchrist, Jake Weary. Länge: 100 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.

Eine ausführliche Kritik zu "It Follows" lesen Sie bei epd Film.

"Terminator: Genisys"

"Metaebene" scheint das Zauberwort der diesjährigen Blockbuster-Saison zu sein. Sowohl "Jurassic World" als auch "Mad Max: Fury Road" steckten voller Referenzen an die legendären Vorgänger. Der fünfte Teil der "Terminator"-Serie – mit dem Untertitel „Genisys“ - treibt die Selbstreferentialität nun auf die Spitze. Da werden die legendären ersten beiden Teile vom Erfolgsregisseur James Cameron nicht nur zitiert, sondern komplette Szenen nachgestellt und mit neuen Pointen versehen.

Die Ausgangssituation des von Alan Taylor („Thor 2“) inszenierten Films knüpft an den Hintergrund des Originalfilms an: Im Jahr 2029 ist den Menschen der Sieg über das Maschinenimperium von "Skynet" gelungen. Doch die Maschinen konnten noch einen Terminator ins Jahr 1984 schicken, um Sarah Connor zu töten, die Mutter des späteren Rebellenführers John Connor. Um dies zu verhindern, schickt John Connor seinen Mitstreiter Kyle Reese ebenfalls in die Vergangenheit – er soll sich um Sarah kümmern. Allerdings erweist die sich dieses Mal als wehrhafte Amazone, die seit ihrer Kindheit von einem weiteren Terminator (Arnold Schwarzenegger) beschützt wird. Wie es dazu kam, sei hier nicht verraten, nur soviel: Arnold Schwarzenegger gibt dem Film mit seiner lakonischen Selbstironie einen gewissen Charme.

Es würde zu weit führen, sämtliche Wendungen von "Terminator: Genisys" aufzudröseln. Letztlich geht es ohnehin wieder um das Eine: Nämlich das Skynet-Schaltzentrum zu zerstören, bevor es die Weltherrschaft erlangen kann. Die Geschichte des aktuellen Films scheint zwar alles auf den Kopf zu stellen, was wir aus den ersten Teilen zu wissen glaubten. Aber eine neue gedankliche Dimension fügen all die Veränderungen dem "Terminator"-Universum nicht hinzu. Wo James Cameron in den Originalfilmen mit ein paar Kniffen existentialistische Funken schlug, verrennt der neue Film sich in einer Geschichte, deren betonte Cleverness auf Dauer nur überkompliziert wirkt. Anstatt die ganze Luftnummer in lustvoll-spielerischer Manier zu überdrehen, erstarrt der Film in einer pseudowissenschaftlichen Plausibilitätshuberei, die aus der Handlung die Luft nimmt: Regelmäßig muss jemand wortreich erklären, warum das alles Sinn macht.

Umgekehrt stößt Regisseur Alan Taylor schnell an seine Grenzen, wenn es um visuelles Erzählen geht. Auf ikonographische Bilder oder auch nur eine gewisse Eleganz wartet man vergeblich. Einmal mehr erweisen die 3D-Bilder sich als zusätzliches Handicap mit ihrer suppigen Textur und der mangelnden Tiefenschärfe. Und es ist nicht ohne Ironie, dass in "Genisys" Computertechnologie und totale Vernetzung (Google? Facebook?) als Unheilsbringer ausgemacht werden, obwohl der Film selbst komplett digital anmutet.

Natürlich gibt es in "Terminator: Genisys" jede Menge Action, aber selbst hier greift Taylor meist auf Motive aus Camerons Filmen zurück – ein als Zitat getarnter Mangel an Ideen. So gesehen funktioniert "Genisys" vor allem auf einer Metaebene sehr gut: Als Erinnerung daran, welch meisterhafter Regisseur James Cameron war und was für visionslose Auftragsfilmer ihn beerben sollen.

© Paramount Pictures

Regie: Alan Taylor. Buch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier. Mit: Arnold Schwarzenegger, Jai Courtney, Emilia Clarke. Länge: 126 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.

Eine ausführliche Kritik zu "Terminator - Genisys" lesen Sie bei epd Film.

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