Foto: Cine Global
30.08.2011

„Wissen Sie, Madame Wang, der Pool ist mein Leben. Ich bin der erste Bademeister im Tschad. Ich war Schwimmchampion von Zentralafrika, 1965.“ Champion. Der Name ist Adam bis heute geblieben. Er arbeitet mit seinem Sohn Abdel am Pool eines Hotels in der Hauptstadt N’Djamena. Abdel ist sein ganzer Stolz, der Beruf als Bademeister - seine Erfüllung.

Das ändert sich aber an dem Tag, als die Hoteldirektorin Wang entscheidet, dass Abdel den Posten übernehmen soll. Adam, der Champion, wird zum Pförtner degradiert. Von da an ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn gestört. Adam ist beschämt, sieht jetzt sein Alter und seinen dicken Bauch. Auf einmal soll er in einer viel zu kleinen Uniform an der Pforte Dienst tun, und der Sohn hat seinen Platz als Champion eingenommen.

Zur gleichen Zeit wütet im Tschad ein Bürgerkrieg. Sein Job, gestern noch Adams größtes Problem, wird unbedeutend, als Adam seinen Sohn zum Militärdienst meldet. Adam hat jetzt zwar seinen Posten als Bademeister zurück, aber die politische Lage und die Sorge um Abdel stellen alles in den Schatten. Als Abdels schwangere Freundin auftaucht, erwacht der Champion aus seiner Resignation. Er macht sich auf, um seinen Sohn zu retten.

„Ein Mann, der schreit“ ist ein leiser Film, der durch seine Tragik berührt. Ein Familiendrama ohne Kitsch oder Hollywood-typische Kriegsszenen. Die vielen Nahaufnahmen machen die Sorgen der Menschen fast greifbar. Ihrem Schmerz stellt der Regisseur immer wieder die Unbeschwertheit vergangener Tage gegenüber. Mit seinem ersten Spielfilm aus dem Tschad hat Mahamat-Saleh Haroun bereits die Jury auf dem Filmfestival in Cannes überzeugt. Liebe, Reue, Leidenschaft und Stolz – da vieles ungesagt bleibt, ist der Zuschauer auf seine eigene Urteilskraft angewiesen. „Ein Mann, der schreit“ beeindruckt durch seine wenigen Worte. Afrika-Kenner oder nicht - dieser Film ist absolut sehenswert!

Ein Mann, der schreit, Frankreich/ Belgien/ Tschad 2010, 92 Minuten. Regie: Mahamat-Saleh Haroun. Mit: Youssouf Djaoro, Diouc Koma. Bei: Cine Global

 

Permalink

der Text ist prima geschrieben, nach ein paar Zeilen möchte ich schon den Film sehen. Da gibt es viele Gegensätze zu sehen, der alte Mann in dem armen Land Tschad arbeitet im noblen Hotel, So etwas erinnert mich an das Hotel de l´amitie in Ougadougou Burkina Faso und an das Grand Hotel in Mali Bamako. Wir wollten damals als junge Entwicklungshelfer zu gerne mal baden, wie im Tschad gibt es auch in BUF und Mali nur wenige schöne Badestellen. Aber alles war so teuer in den Luxus Hotels, (ein baguette für 3.50 Euro: Niemals !! ) den Bademeister haben wir natürlich als Teil des Hotels wahrgenommen, im Film wird er zur Hauptperson, mit der Beschreibung kann ich mir richtig gut vorstellen wie er in der zu knappen und für das heiße Land unpassenden Uniform an der Pforte stehen muß. Und dann die Sorgen um die Sicherheit der Familie, man kann es ihm nachempfinden. Ein schöner Filmtipp. Mit afrika freundlichen Grüßen Uwe Lindena

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.