Spazieren zwischen Toten
Grabräuber und nackte Jünglinge - Frankfurts Hauptfriedhof
Tim Wegner
10.12.2015

Ebba D. Drolshagen: Der melancholische Garten – ein Spaziergang über den Frankfurter Hauptfriedhof

Ein Friefhof ist keine stillgestellte Totenstadt, sondern, man muss es so sagen: ein lebender Organismus. Zumal ein Friedhof wie der Frankfurter Hauptfriedhof, der seit 1828 die Toten der Stadt aufnimmt und derzeit rund 80 000 Gräber beherbergt. Mal wachsen Säulen in die Höhe,auch gebrochene – für früh beendetes Leben – , dann tauchen überall nackte Jünglinge mit gesenkter Fackel auf. Mal werden, wie im 20. Jahrhundert, aus Platzmangel „abgelaufene“ Gräber nicht verlängert, auch wenn die Erbe zahlen würden, dann wieder werden, wie im 21. Jahrhundert, selbst  Gräber in Ruhe gelassen, für die schon lange niemand mehr zahlt, weil man sonst zu viele Wiesen hätte. Erst recht tragen die Grabräuber zum Wandel bei – sie stehlen schmiedeeiserne Ziergitter, schlagen Statuen Köpfe und Arme ab, transportieren sogar per Bagger tonnenschwere Galvanofiguren ab. Die Autorin Ebba D. Drolshagen erzählt all diese Hintergründe, skizziert aber auch einen Spaziergang zu bemerkenswerten Gräbern und erklärt die Sprache der Grabsteine, damit man versteht, was man sieht. Das alles in einer frischen Sprache, gerade richtig für einen Sonntagsspaziergang. Eine Liste der Gräber bekannter Persönlichkeiten findet sich natürlich auch.

Waldemar Kramer Verlag 2015, 228 Seiten, 16,90 Euro

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