Bosch, Luther, Konfuzius und Laotse
Neu auf den chrismon-Schreibtischen. Bildbände, Sachbücher, Romane. Mit Gewinn gelesen, angelesen, alles dabei
21.07.2016

Warum floh ­Haschem al-Souki aus Syrien? Wie kam er übers Mittelmeer? Was ­erleben Eritreer, Nigerianer, Kongolesen auf dem Weg durch die Sahara, wer sind ihre Schlepper? Patrick Kingsley, Korrespondent des „Guardian“, folgt Flüchtlingen, befragt Schlepper und konfrontiert Grenz­polizisten entlang der Routen mit seinen Rechercheergebnissen. Pflichtlektüre für alle, die informiert mitreden wollen.

Patrick Kingsley: Die neue ­Odyssee. C. H. Beck, 332 Seiten, ­21,95 Euro.

Wer eine Graphic Novel über Hieronymus Bosch zeichnet, der muss nicht malen wie der Künstler. Marcel Ruijters hat seinen eigenen Stil, kräftig, krass, bunt. So lässt er eine Welt entstehen, die durchaus die des Meisters gewesen sein könnte. Könnte: Denn viel weiß man nicht über Bosch. Ruijters zeigt einen brutalen Alltag, harte Strafen, grausame Spiele, abgerissene Gestalten.

Marcel Ruijters: Hieronymus Bosch. Avant-Verlag, 158 Seiten, 24,95 Euro.

Aspirin hilft gegen Kopfschmerzen, aber was hilft gegen Schuldgefühle? Gegen Zorn oder ­Trauer? Guy Winch, Psychotherapeut und Vortragsredner in New York, hat eine Art Haus­apotheke für solche Fälle zusammen­gestellt. Manchmal strapaziert er die Parallelen zur Medikamentierung für Krankheiten des Körpers, aber abgesehen davon klingen seine Tipps und Geschichten sehr hilf- und lehrreich.

Guy Winch: Emotionale Erste Hilfe. Wie wir mit seelischen Verwundungen im Alltag umgehen können. Junfermann-­Verlag, 240 Seiten, 16,90 Euro.

In den 1980ern hätte niemand gedacht, dass uns Debatten um die Religions­freiheit heute derart beschäftigen würden: über Jungen­beschneidung, Gebetsräume an Universitäten, Mohammedkarikaturen. Der Jurist Hans Markus Heimann erklärt Neutralität, Laizismus, Parität und Toleranz. Und er erläutert Urteile zu Kruzifixen in Schulen, zu Eltern, die ihre Töchter vom Schwimmunterricht befreien wollen, zu Lehrerin­nen, die mit Kopftuch unterrichten möchten. Verständlich geschrieben, trotzdem kein leichter Stoff.

Markus Heimann: Deutschland als multireligiöser Staat. Fischer, 249 Seiten, 22,99 Euro.

Grüngelber Zier­tabak an weißer Spinnen­blume, auf solche über­raschenden Kombinationen bringt einen der britische Gartengestalter Nick Bailey. Er hat jede Menge Ideen für Beete, in denen das ganze Jahr immer irgend­etwas blüht. Achtung: Das Buch ist eher für fortgeschrittene Gartenfans. Und: Die meisten Pflanzen stammen von anderen Kontinenten. Aber ein paar exotische Dauerblüher kann auch ein ansonsten naturnaher Garten vertragen.

Nick Bailey: Blühende Beete. 365 Tage Gartenglück. Callwey-­Verlag, 29,95 Euro.

Drei Viertel des Buches sind Martin Luthers ersten Lebenshälfte gewidmet: Wie er sich vom Vater befreit, vom Klos­ter­zwang, von Papst und Kaiser. Für alles, was auf die ersten Sturmjahre der Reformation folgt, reicht das letzte Viertel: Witten­berger Unruhen, Bauernkrieg, ­Familiengründung, Judenhass, Abendmahlsstreit, Tod in Eisenach. Joachim Köhlers Biografie steckt voller interessanter Einordnungen. Zu empfehlen für alle, die etwas gut Lesbares über Martin Luther suchen.

Joachim Köhler: Biographie eines Befreiten. Evangelische Verlagsanstalt, 405 Seiten, 22,90 Euro.

Konfuzius wollte Güte nicht definieren. Er wollte, dass seine Schüler gütiges Verhalten kultivieren und es in Ritualen einüben. Das schreiben zumindest Michael Puett, Sinologie-Professor an der Harvard-Uni, und Christine Gross-Loh, Journalistin fürs „Wall Street Journal“ und für die „Washington Post“. Und wie soll man auf Angreifer reagieren? Laotse empfiehlt: Sich zurückziehen, bis der Angreifer eine Schwäche zeigt. – Philosophie für den Alltag, leicht erklärt.

Michael Puett und Christine Goss-Loh: Das Wichtigste von Allem. Krüger Verlag, 223 Seiten, 14,99 Euro.

So macht Reisen Spaß. Ein kompaktes, 500-seitiges Handbuch, reich ausgestattet mit Fotos und Zeichnungen, führt durch 48 europäische Städte der Reformation, darunter etliche deutsche. In jedem Kapitel stehen die prägenden Gestalten der Reformationsgeschichte im Mittelpunkt. Nicht jeder Leser hat schon von Jakob Propst (Antwerpen), Thomas Cranmer (Cambridge) oder Hermann Marsow (Reval) gehört. Lesetipps und Links ergänzen die einzelnen Kapitel. Nützlich und instruktiv!

Michael Welker, Michael Beintker und Albert de Lange (Hrsg.): Europa reformata 1517–2017. EVA, 503 Seiten, 29,90 Euro.

Wann gelingen Literaturgottesdienste? Nur dann, wenn man die Literatur nicht in den Dienst der christlichen Botschaft stellt. Stephan Goldschmidt, Vorsitzender der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes, präsentiert in seinem Buch acht gelungene Beispiele. Hilfreich für alle, die selbst solche Gottesdienste vorbereiten. Am guten Vorbild lernt man noch immer am meisten!

Stephan Goldschmidt: Ein Wort so viel wert wie das Leben. Herder, 256 Seiten, 24,99 Euro.

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