Im Lesezelt der Frankfurter Buchmesse wird allerhand hochwertige Literatur vorgestellt
Foto: Martin Leissl
Aufgelesen
31.10.2015

Er ist Jurist und kämpft für die kleinen Leute. Die allein gegen „die da oben“ nichts ausrichten können. Das Völkerstrafrecht ist sein Werkzeug. Wolfgang Kaleck, Jahrgang 1960, setzt es ein gegen Militärregimes, für Bürgerrechte, er steht Folter- oder Stasiopfern bei und Edward Snowden, den er mit einem Team von Rechtsanwälten berät. In „Mit Recht gegen die Macht“ beschreibt Kaleck seinen Kampf für die Menschenrechte – und was ihn antreibt.

Wolfgang Kaleck: Mit Recht gegen die Macht. Hanser Berlin 2015, 224 Seiten, 19,90 Euro

Wie verändert der nahe Tod den Blick auf die Welt? Woher weiß man am Ende, ob ein Leben gelungen ist? ZEIT-Feuilletonchefin Iris Radisch führte seit 1990 Lebensendgesprächen mit Schriftstellern, die nun gesammelt in „Die letzten Dinge“ erscheinen. Mit Julien Green, Ruth Klüger, Friederike Mayröcker, Günter Grass. „Ich bin nicht glücklich. Ich war es nie in meinem Leben“, sagte Marcel Reich-Ranicki. „Erfüllte Wünsche sind ein Unglück“, Ilse Aichinger. Und Amos Oz sagte: „Ich selbst bin gar nicht so wichtig. Heute bin ich noch da, morgen werde ich weg sein.“

Iris Radisch: Die letzten Dinge. Rowohlt 2015, 300 Seiten, 19,95 Euro

„Staffel 7, 1995“, das ist Sebas­tian Molls erste Quellenangabe. Der Theologe, der mit einer kurzen AfD-Mitgliedschaft seine Medienkarriere begründete, versucht die christliche Theologie anhand der amerikanischen Comic­serie „The Simpsons“ zu erklären. Hat sich der Mann dafür wirklich alle Staffeln angesehen? Und kann man danach noch Theologie er­klären?

Sebastian Moll: Das Evangelium nach Homer. Brendow-Verlag 2015, 132 Seiten, 12,95 Euro

Humor ist Kurt Flaschs Sache nicht. Vor zwei Jahren erläuterte uns der Mainzer Philosophiehistoriker, „Warum ich kein Christ bin“: Er könne das Christentum nur in seiner altkirchlichen Form für voll nehmen – und dieses Christentum lehne er ab. Nun erklärt er auf 462 Seiten den Teufel für tot. Das wurde ja mal Zeit.

Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. C. H.Beck 2015, 462 Seiten, 26,95 Euro

Joseph Stiglitz war Berater von US-Präsident Bill Clinton, bekam 2001 den Wirtschaftsnobelpreis. Dann brach er mit dem Ökonomie-Mainstream, wurde Vordenker der Occupy-Bewegung. Die Ungleichheit wächst, klagt er. Ein Prozent der US-Bevölkerung besitzt 40 ­Prozent des Privatvermögens. „Reich und Arm“ ist eine atemberaubende Faktensammlung. Nicht nur trockene Zahlen, sondern eine gut lesbare Analyse. Und mutig. Stiglitz’ Credo: nicht weniger, sondern mehr Regulierung!

Joseph Stiglitz: Reich und Arm. Siedler 2015, 512 Seiten, 24,99 Euro

„Gefährlichster Philosoph des Westens“ nannte ihn das Magazin „New Republic“. Nun zerschlägt der Slowene Slavoj Žižek mit „Ärger im ­Paradies“ wieder jede Menge Porzellan in den Köpfen ­seiner Leser. Nach Ende des Kommunismus galt der ­Kapitalismus als Sieger in der Systemfrage. Warum gibt es in diesem Paradies jetzt ­Ärger? Warum kehrt seit der Bankenkrise von 2008 die Stabilität nicht mehr zurück? Žižek legt offen, was viele diffus ahnen: Das System steckt voller Widersprüche. Ein Buch, das unruhig macht.

Slavoj Žižek: Ärger im Paradies. S. Fischer 2015, 368 Seiten, 24,99 Euro

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