Zwischen Iowa und Long Island
Zwei Lese-Empfehlungen von Rainer Moritz, der Leiter des Hamburger Literaturhauses
Gunter Glücklich
26.01.2016

Barack Obama, der lesende ­US-Präsident, zählt die 1943 geborene Marilynne Robinson zu seinen Lieblingsschriftstellern. Vier preisgekrönte Romane hat sie veröffentlicht, und mit „Lila“, Schlussteil einer Trilogie, zeigt sie, was für eine großartige Autorin es da zu entdecken gibt.

Das Findelkind Lila landet als junge Frau irgendwann in den 1950er Jahren in der Kleinstadt Gilead in Iowa, wo die Religion noch etwas zählt und man der fremden Frau mit Skepsis gegenübertritt. Der alte Pfarrer Ames nimmt sich ­ihrer an, und allen Widerständen zum Trotz heiraten die beiden – zwei Einsame, die über den ­rechten Glauben streiten, ein­gebettet in eine Landschaft, die düstere Emotionen weckt.

Marilynne ­Robinson: Lila. Übersetzt von Uda Strätling. S. Fischer Verlag, 287 Seiten, 21,99 Euro.

 

 

 

Wie Robinson unterrichtete auch ihr 1992 verstorbener Landsmann Richard Yates, der hierzulande mit „Zeiten des Aufruhrs“ vor einiger Zeit neu entdeckt wurde. „Cold Spring Harbor“, 1986 im Original erschienen, ist Yates’ letztes Buch.

Es spielt auf Long Island, wo zwei Familien, die Shepards und die Drakes, von sozialem Aufstieg träumen und mit dem Alkohol kämpfen. Ihre Sehnsucht, gemocht zu werden, bleibt unerfüllt. Was ­immer sie auch tun: Sie missverstehen einander und bleiben „zu Boden gestreckt“ zurück. Yates, der schonungslose Sezierer (klein-)bürgerlichen Lebens, at his best.

Richard Yates: Cold Spring Harbor. Übersetzt von Thomas Gunkel. DVA, 235 Seiten, 19,99 Euro.

 

 

 

 

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