Foto: Katrin Binner
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig
Zahlreiche Zuschriften mit langen und kurzen Sätzen, mit bewegenden, lustigen und ermutigenden Geschichten.
02.11.2012

"Es ist, was es ist, sagt die Liebe." (Erich Fried)

Carolin Vogt, Berlin: Nimm es so, wie es ist. Du kannst es - jetzt - nicht ändern. Es ist einfach oft, was es ist. Die Kunst bleibt, den feinen Unterschied rechtzeitig zu erkennen...


"Kind, schwimm weiter, wir wollen nach Amerika."

Sandra Bils, Gifthorn: "Der Satz stammt von meinem Vater. Er sagt ihn in launigen Situationen mit einem Augenzwinkern, aber auch in schwierigen Zeiten, um Aufzumutern und zu motivieren. Ich habe ihn übernommen. Dieser Satz spornt mich an in hoffnungslosen Augenblicken durchzuhalten und den Humor nicht zu verlieren."


"Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück."

Thomas Heese, Münster:
"Diesen für mich starken Satz habe ich bereits vor etlichen Jahren verinnerlicht und in vielen Alltags- und Lebenssituationen überwiegend beherzigt. Wann genau ich ihn vernommen habe, das vermag ich gar nicht mehr zu sagen. Es war wohl in der Erlöser-Kirchengemeinde in Gronau/Westf., oder während meiner Aufenthalte in der Bibelschule Beatenberg im Berner Oberland. Insofern habe ich keine besondere Geschichte zu meinem starken Satz zu erzählen. Nur noch dies: Dieser bildhafte Satz hat mich in zahlreichen Momenten immer wieder davor bewahrt, kleine und große Dinge, die hier und jetzt zu lösen waren, auf die lange Bank zu schieben. Und ich bin mir gewiss, dass mir dieser starke Satz auch in Zukunft helfen wird, nichts auf- und damit zu meinem Unheil vielleicht wegzuschieben."

"Gib nicht auf.  Du bist stark.  Du kannst jeden Tag neu anfangen."

Annette Meyer, Dortmund:
"Mein Satz gegen die Depressionen des Alltags. Ich habe den Spruch vor vielen Jahren auf einem Abreisskalender gefunden. Und er begleitet mich seit Jahren in meiner Handtasche: * Gib nicht auf. * Du bist stark. * Du kannst jeden Tag neu anfangen. Es ist wie bei dem Engel zu Elija: "Steh auf und iss!", sagte er. "Du hast einen weiten Weg vor dir." (1.Könige 19,7)"

Dieter Schumacher, Mainz:
Als kleiner Junge war ich mit meiner Großmutter zum Beeren sammeln im Wald. Bald begann es zu regnen und mir wurde kalt. Der Weg nach Hause war aber noch weit. Meine Großmutter tröstete mich mit dem Versprechen, mir zu Hause sofort ein warmes Bad einzulassen und eine Tasse heißen Kakao zuzubereiten. Und beides habe ich ganz besonders genossen in der Erinnerung an das Frieren. Gleiches gilt auch für Hunger und Sattsein, für Aktivität und Langeweile und vieles mehr. Erst wenn man beide Seiten kennt, lernt man erst ihren wahren Wert zu schätzen.

Meike Pfindel, Wettenberg:
"Letzten Sommer bei einer Wanderung in den Alpen kamen wir vom markierten Weg ab. Es wurde lebensgefährlich, wir waren am Ende und wir beteten um Kraft zum Weitergehen bzw. -klettern, um Schutz vor Verletzungen und um Wegweisung, den richtigen Weg einzuschlagen. Unglaublich, aber wirklich erlebt: er gab uns die nötigen Kräfte, bewahrte vor Gefahren und wir kamen sicher ins Tal zurück. Unser Fazit: Es gibt einen realen Gott, der Gebet erhört und der in aussichtslosen Situationen hilft."


"Man kann aus 'nem Schwein kein Reitpferd machen."

Helga Blümel, Köln:
"Dieser Satz hilft mir schon sehr lange, die Realitäten zu akzeptieren, Menschen nicht zu überfordern und sie nicht durch meine Erwartungen zu überlasten. Und auch ein schönes Bild vor dem inneren Auge: Ein Schwein mit Sattel. Das hilft mir in Auseinandersetzungen oft, meinen Ärger zumindest mit einem Lächeln zu verkleiden."

 

Monika Janus, Kührstedt:
"Dieser Satz begleitet mich seit meiner frühen Kindheit, als ich gerade erst angefangen hatte zu lesen. Auf dem Schreibtisch meiner Mutter stand eine Karte, auf der dieser Satz zu lesen war. Mich beeindruckte als Kind besonders die schöne Schrift, in der dieser Satz gestaltet war, überspannt wurde er von einem großen Bogen, wie ein Regenbogen. Erst später wurde mir die trostspendende Bedeutung dieser Worte klar und ich habe sie häufig bestätigt gefunden, insbesondere dann, wenn ich Ereignisse zunächst schwer akzeptieren konnte, sie im Rückblick aber als positiv und sinnvoll erkennen musste."


"Schau der Furcht in die Augen, und sie wird zwinkern."

Katharina Ronstedt, Hannover:
"Ich habe nicht nur seit 25 Jahren Typ 1 Diabetes, sondern auch ein, seine vollen 28 Jahre, turbulentes Leben. Da blieb oft keine Zeit, keine Kapazität, keine Ruhe sich um die Erkrankung oder ihre potentiellen Spätfolgen zu kümmern. Das Risiko schon frühzeitig Schäden an den Augen, bis zur Erblindung davon zu tragen, wurde stetig größer. Inzwischen neigt sich mein Studium dem Ende zu und ich will Radiologin werden; ein Fach, in dem man als Ärztin, abgesehen vom Hirn, am meisten auf seine Sehfähigkeit angewiesen ist.

Nun gewann die Furcht Durchschlagskraft bis in mein überbeschäftigtes Bewusstsein, Furcht davor, einen anderen Beruf wählen zu müssen, Furcht vor der Behandlung, oder auch vor der Dunkelheit. Meine liebste Freundin, deren Vater Augenarzt ist, und Reste von Vernunft taten sich zusammen. Sie vereinbarte einen Termin mit ihrem Papa. Hätte man mich vorher wählen lassen, da hinzugehen oder mein Lebtag in keine Gemäldeausstellung mehr zu dürfen, ich hätte mir in jedem Museum Hausverbot erteilen lassen. Während der halben Stunde, in der durch das Weittropfen der Pupille, die Sicht immer matschiger wurde, klarte jedoch folgender Gedanke zusehends auf: Sollten meine Augen geschädigt sein, sollte eine Therapie nötig, oder schlimmer: nicht mehr vielversprechend sein, habe ich das zu verantworten..."aber jetzt hier zu sitzen, das ist doch fast tätige Reue" so begann mein vorsichtiges Gebet. Die Untersuchung war gründlich, lange und mit überraschend positivem Ausgang: ¼ Jahrhundert überzuckern ist nicht spurlos geblieben, aber eine Behandlung war unnötig und die Gefahr der Erblindung verschwand in kaum noch sichtbare Entfernung. Die Furcht und ich hatten einander in die Augen gesehen und sie hat gezwinkert. Beim Examen werden wir das wieder genauso machen."
 

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"Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude. Ich erwachte und sah das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht war Freude." R.Tagore

Der Satz hing in einem kleinen Goldrahmen am Schreibtisch meines Vaters, der 1943 in Rußland gefallen ist, und an den ich keine persönliche Erinnerung habe. Er war Lehrer und Künstler. Ich habe diesen Spruch immer auswendig in mir getragen. Viele Jahre später, als ich nach vielen Umwegen und Reisen selber Künstler und Dichter geworden war, bekam ich den kleinen Rahmen als "Erbteil" meiner Mutter. Jetzt hängt er bei mir am Schreibtisch. Ich bin 71 und ich werde ihn, eines Tages, mit Freude an eines meiner sieben Kinder weitergeben!

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