So geht es auch: Friedliche Demonstration zu G20 in Hamburg
So geht es auch: Friedliche Demonstration zu G20 in Hamburg
Dorothea Heintze
Sinnlose Gewalt oder gesellschaftlicher Aufbruch?
Der G20 Gipfel in Hamburg ist vorbei – doch die Bilder im Kopf, die bleiben – erst recht für die Hamburger, die alles aus nächster Nähe mitbekommen haben.

Tim Wegner
10.07.2017

Denke ich an die letzten Tage, dann dominieren diese Bilder und Erinnerungen: Brennende Autos; schwer bewaffnete Polizisten;  marodierende Plünderer.

Als Hamburgerin mit einer Wohnung in der Hafencity war ich während des Gipfels mittendrin im Geschehen. Straßensperren, Sirenengeheul und kreisende Hubschrauber über dem Haus. Egal, mit wem ich sprach: Alle Gespräche drehten sich um diese Fragen: Woher kommt diese Gewalt? Hat die Polizei eine Mitschuld an der Eskalation? Warum distanzieren sich die Autonomen nicht klarer von diesen Gewalttätern?

Tim Wegner

Dorothea Heintze

Dorothea Heintze ist Journalistin und Moderatorin. Viele Jahre war sie als Redakteurin bei chrismon angestellt, dort auch verantwortlich für die Website. Mittlerweile ist sie freie Autorin mit den Schwerpunkten Stadtentwicklung und nachhaltige Ernährung. Für chrismon schreibt sie die Wohnlage und betreut die die Projektseite und die Webinare. Sie moderiert zusammen mit Thomas Sampl von der Hobenköök in Hamburg den Hobenschnack und beschäftigt sich seit Jahren auch ehrenamtlich immer wieder mit der Frage: Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Sie ist Autorin mehrerer Hamburg-Reiseführer und engagiert sich als Gründungsmitglied von ProQuote Medien für mehr Frauen an der Spitze in den deutschen Medien.
Dabei gab es so viele andere Bilder: Friedlich protestierende Yoga-Frauen; „lieber tanz-ich-als-G20“-Gruppen oder fröhlich vor sich hincornernden Freunde am Fischmarkt mit Weinfläschchen und Baguette auf der Campingdecke. Ganz besonders schön sind die Erinnerungen an den ökumenischen Gottesdienst des kirchlichen Bündnisses „global.gerecht.gestalten“. Eine vollgestopfte Katharinenkirche, Gäste aus aller Welt, fetzige Musik, fröhliche Protestsymbolik, kämpferische Predigten.

„Jede Krise, der wir uns gegenübersehen – sei es die Schuldenkrise, die ökologische Krise, Terrorismus oder Genmanipulation, kommt aus unserem Mangel an moralischer Energie; aus dem verkrüppelten moralischen Wachstum im Angesicht solch fortgeschrittener technologischer Kräfte“  rief der katholische Bischof von Barbados, Charles Jason Gordon, von der Kanzel herab und forderte uns auf, die schreiende Ungerechtigkeit der Welt nicht widerspruchslos zu akzeptieren. Und er zitierte die Jahreslosung, das Motto des Gottesdienstes (Ezechiel 36,26):„Gott spricht: Ich schenke Euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch. Ja, ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz".

Und dann ging es raus auf die Straße zu den beiden friedlichen Groß-Demos und zu Bill de Blasio, dem New Yorker Bürgermeister, der in seiner mitreißenden Abschlussrede der Demonstration „Hamburg zeigt Haltung“ ebenfalls dazu aufrief, aktiv zu werden: „Das sind nur 20 Menschen“, rief er uns zu: „Ihr hier seid tausende. Werdet aktiv! Ihr seid nicht machtlos!“

Was bleibt mir in Erinnerung von den letzten Tagen? Es müssen nicht die Bilder sinnloser Gewalt sein – es können auch die Bilder von Mut, Aufbruch und gesellschaftlichem Wandel sein. Es liegt an mir!  

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Das würde ich ähnlich sehen, abgesehen von dem diffusen hybriden Ding, das wie dichte Nebelschwaden über allem schwebt und mit dem Begriff "gesellschaftlicher Wandel " bezeichnet wird.
"Mut und Aufbruch" sehe ich auch nicht. Die Leute gehen auf die Strassen, und sitzen weniger vor dem Fernsehen. Das ist aufregender. Oder ist etwa die Presse freundlicher geworden ?
"Mut und Aufbruch" wozu und wohin, frage ich ? Weg vom Sofa, `raus auf die Strasse, laut einem protestantischen Motto ?
Nett sein ist so ziemlich das letzte, was ich von der Presse erwarte.
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Eine Stadt, die sich von Massenmottos lenken lässt, ist wie ein Grashalm im Wind, leicht zu erschüttern. Das hat Hamburg eindeutig demonstriert. Ich wünschte mir das Gegenteil, nämlich eine Stadt, die sich nicht beeindrucken lässt.
Ist Stabilität nicht wichtiger, als ein Revolutzerdasein ? Demokratie als ein Leben im Aufruhr ?
Und nach einem solchen Trubel schmeckt der Urlaub um so besser !
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Was bewegt die Menschen ? Ihr Selbstbewusstsein ? Dieses hat sie schon immer bewegt.
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Eine Kirche, die Selbstkritik üben kann, ist besser, als eine, die stets die Wogen zu glätten versucht.

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