Der Berliner Arzt Maximilian Gertler (39, Foto vom Juli 2014) steht vor dem Ebola-Behandlungszentrum in Guéckédou im westafrikanischen Guinea.
epd-bild / Ärzte ohne Grenzen
Der Berliner Tropenmediziner Maximilian Gertler sieht den Ebola-Ausbruch im Kongo in einer kritischen Phase. "Die Ebola-Zahlen im Kongo steigen im Moment jeden Tag", sagte der Ebola-Experte von "Ärzte ohne Grenzen" dem epd.
24.05.2018

"Die erste Phase jetzt ist die gefährlichste, bis Sicherheitszonen und Behandlungszentren eingerichtet sind und die Aufklärung begonnen hat." Im Kongo waren bis Mittwochabend 30 Ebola-Fälle bestätigt, zwei mehr als am Tag zuvor. 28 weitere Personen haben Ebola-ähnliche Symptome. Bislang sind laut der Statistik des kongolesischen Gesundheitsministeriums 22 Menschen an der Infektion gestorben. Zuvor war von 27 Toten die Rede.

Gertler rief zu einer massiven Bekämpfung der Infektion auf. "Wir haben jetzt drei Orte, an denen das Virus aufgetaucht ist, darunter eine Großstadt. Eine Großstadt birgt ein erhöhtes Bedrohungspotenzial." Es sei extrem aufwendig, alle Kontaktpersonen ausfindig zu machen. "Das macht uns große Sorgen." "Ärzte ohne Grenzen" betreibt derzeit zwei Ebola-Behandlungsstationen im Kongo.

Suche nach Infizierten und Kontakpersonen

Zu der Gefahr einer explosionsartigen Ausbreitung des Virus wie 2014-2016, als in Westafrika mehr als 28.000 Menschen erkrankten und mehr als 11.000 starben, sagte Gertler: "Der Kongo ist viel besser auf einen Ebola-Ausbruch vorbereitet." Das Virus sei in dem Land zum neunten Mal aufgetaucht. Auch sei die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schneller tätig geworden.

"So eine frühe und umfangreiche Reaktion der WHO hätten wir uns vor vier Jahren bei der Epidemie in Westafrika gewünscht. Damals war die Situation absolut katastrophal," sagte Gertler, der damals vor Ort war. Monatelang sei kaum internationale Unterstützung gekommen. "Wenn man konsequent ist mit massiven Eindämmungsmaßnahmen, kann man sehr viel erreichen."

Im Kampf gegen Ebola würden Geld, aber auch Expertise und Manpower gebraucht, sagte Gertler, nachdem Deutschland fünf Millionen Euro und die USA acht Millionen US-Dollar zugesagt haben. "Den Ankündigungen müssen jetzt aber Taten folgen." Das Allerwichtigste sei die Isolierung und Behandlung der Kranken sowie die Suche nach weiteren Infizierten und Kontaktpersonen. Der nun eingesetzte experimentelle Impfstoff sei vielversprechend, aber nur ein Element im Kampf gegen das tropische Fieber, gegen das es noch kein Heilmittel gibt.

Blickkontakt mit Verwandten

Der Tropenmediziner an der Berliner Charité hob die Aufklärung der Bevölkerung hervor. "Wir setzen auf Freiwilligkeit und Transparenz", sagte Gertler mit Blick auf drei Patienten, die im Kongo ihre Klinik verlassen haben. "Ein Behandlungszentrum ist kein Gefängnis. Wir halten nichts davon, Patienten mit Gewalt festzuhalten." Dann versteckten sich nur andere Kranke. Wenn die Bevölkerung kein Verständnis für die Anti-Ebola-Maßnahmen habe, würden Ärzte und Gesundheitshelfer als dunkle Bedrohung aufgefasst.

In den Behandlungszentren von "Ärzte ohne Grenzen" ermöglichen die Mediziner-Teams nach Gertlers Worten den Patienten den Blickkontakt mit Verwandten. Ausreichendes Essen, sauberes Trinkwasser, Pflege und bei Bedarf intravenöse Flüssigkeitszufuhr könne den Kranken helfen zu überleben. Auch persönliche Zuwendung sei wichtig: "Wir haben gesehen, dass menschlicher Beistand den Kranken hilft. Wo immer möglich, gewähren wir ihn."

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