Lager für Boko-Haram-Vertriebene in Nigeria
epd-bild/Andrea Staeritz
Tausende Opfer der nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram wurden laut Menschenrechtlern nach ihrer Freilassung vom Militär sexuell missbraucht.
24.05.2018

Mädchen und Frauen, die die Gefangenschaft der brutalen Islamisten überlebt hätten, seien von Soldaten und einer mit der Armee kooperierenden Miliz vergewaltigt worden, hieß in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Amnesty International. Statt von den Behörden beschützt zu werden, hätten sich die Frauen Vergewaltigungen aussetzen müssen, unter anderem um nicht zu verhungern, erklärte die Nigeria-Direktorin der Organisation, Osai Ojigho. Tausende Menschen seien in den Lagern für Boko-Haram-Überlebende verhungert.

"Absolut schockierend"

Seit die nigerianische Armee 2015 immer mehr Gebiete von den Terroristen zurückerobert habe, sei die dortige Bevölkerung von den Soldaten aus ihren Dörfern in abgelegene Lager vertrieben worden, hieß es im Bericht "Sie haben uns verraten" ("They betrayed us"). Dort seien Frauen von ihren Männern getrennt worden. "Es ist absolut schockierend, dass Leute, die schon so viel in Boko-Haram-Gefangenschaft gelitten haben, zu weiterem entsetzlichen Missbrauch verurteilt wurden", sagte Ojigho. Sex unter diesen Machtverhältnissen sei immer Vergewaltigung, auch wenn keine körperliche Gewalt gebraucht werde.

Erst ab Mitte Juni 2016 hätten die UN und andere Hilfsorganisationen die Unterstützung in den Camps für Boko-Haram-Überlebende verstärkt. Davor hätten die Menschen über Monate akuten Lebensmittelmangel erlitten. Augenzeugen hätten von 15 bis 30 Toten pro Tag allein in einem Camp berichtet. Satellitenbilder zeigten, wie schnell der lagereigene Friedhof gewachsen sei.

Berichte über Hunger, Krankheiten und Todesfälle

Aber auch heute noch herrsche Hungersnot in diesen Camps. Frauen, die Mitte 2017 in einem Lager bei der Stadt Dikwa angekommen seien, hätten keine Hilfen erhalten und von andauerndem Hunger, Krankheiten und Todesfällen berichtet. Die nigerianischen Behörden hätten zwar mehrmals versichert, sexuelle Gewalt und die vielen Todesfälle in den Lagern zu untersuchen. Bisher sei jedoch nichts geschehen, betonte Ojigho.

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