Cannabis-Pflanze
epd-bild/Norbert Neetz
Die Zahl der polizeilich erfassten Drogendelikte in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent auf 330.580 gestiegen.
23.05.2018

Das gab der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, am Mittwoch in Wiesbaden bekannt. Nach seinen Angaben war 2017 das siebte Jahr in Folge mit einem Anstieg der Rauschgiftkriminalität. Sowohl Münch als auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), wandten sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz entschieden gegen eine Legalisierung sogenannter weicher Drogen.

Mortler wies darauf hin, dass das heute verwendete Cannabis stärker wirke als noch vor wenigen Jahren. So sei der für die Rauschauslösung verantwortliche Teergehalt inzwischen um das Vierfache angestiegen. Und bei Klinikbesuchen habe sie viele Drogenkranke getroffen, die nach dem Konsum von Cannabis monate- und jahrelang behandelt werden mussten. Hirnschäden seien dabei auch keine Seltenheit. Münch sagte: "Ich sehe nicht, dass wir in Deutschland zu wenig legale Drogen hätten."

Cannabis mit 198.782 Fällen weit vorne

Bei den bundesweit registrierten Straftaten lagen solche mit Cannabis mit 198.782 Fällen weit vorne, der Anstieg betrug dabei 11,8 Prozent. Noch stärker war der Zuwachs bei Kokain mit fast 18 Prozent. Es folgen Delikte mit Ecstasy (plus sechs Prozent), Amphetamin (plus 5,9 Prozent), Crystal (plus 2,4 Prozent) und Heroin (plus 1,4 Prozent). Mortler betonte aber, der Anstieg von insgesamt 9,2 Prozent müsse nicht bedeuten, dass 2017 in Deutschland tatsächlich mehr Drogen konsumiert wurden. So sind in der Statistik für das vergangene Jahr erstmals Straftaten nach dem zwischenzeitlich in Kraft getretenen Gesetz über neue psychoaktive Stoffe enthalten.

Deren Wirkung ist laut BKA für den Nutzer nicht berechenbar, da nicht klar ist, welche Substanzen in welcher Wirkstoffkonzentration enthalten sind. Das seit Ende 2016 geltende Gesetz enthält daher ein weitreichendes Verbot von Erwerb, Besitz, Handel und Weitergabe dieser Stoffe, wobei im Gegensatz zum Betäubungsmittelgesetz nicht nur einzelne Stoffe, sondern ganze Stoffgruppen von dem Verbot betroffen sind.

Immer mehr Drogen über das Internet bestellt

Nach dem sogenannten Lagebild Rauschgiftkriminalität wird ein immer größerer Anteil von Drogen inzwischen über das Internet und das nur wenig schwerer erreichbare Darknet bestellt und dann meist dem Empfänger mit der Post zugestellt. Heute müssten die Konsumenten oft gar keine zwielichtigen Gestalten in dunklen Bahnhofsecken mehr aufsuchen, um an den Stoff zu kommen, beklagte Münch. Die Beschaffungskriminalität ging im vergangenen Jahr denn auch um 5,2 Prozent zurück. Das Bundeskriminalamt setzt nach den Worten seines Präsidenten verstärkt auf Cyberkriminalisten und Cyberanalysten, um dem Handel mit Drogen und Amphetaminen im Netz beizukommen.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.