Bundespräsident Steinmeier bei der Eröffnung des Katholikentages
epd-bild/Stefan Arend
"Suche Frieden": Unter diesem biblischen Leitwort steht der Deutsche Katholikentag in Münster. Das fünftägige Event will bis Sonntag Zeichen für Frieden in einer unfriedlichen Welt aussenden. Dazu werden Zehntausende Christen erwartet.
09.05.2018

Mit einem Appell zu mehr Einsatz für den Frieden ist am Mittwoch in Münster der 101. Deutsche Katholikentag eröffnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete den angekündigten Ausstieg der USA aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran als "schweren Rückschlag" für die Friedensdiplomatie. Der 101. Katholikentag steht unter dem Motto "Suche Frieden". Bis Sonntag werden allein mehr als 50.000 Dauergäste neben Tausenden Tagesgästen aus dem gesamten Bundesgebiet in der westfälischen Stadt erwartet. Das thematische Spektrum der mehr als 1.000 Veranstaltungen reicht von Fragen der Religiosität bis hin zu Klimaschutz und Flucht.

Auch der Bischof des gastgebenden Bistums Münster, Felix Genn, kritisierte die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch den US-Präsidenten Donald Trump als "verheerendes Signal". Damit setze der US-Präsident seine unberechenbare Politik fort. Christen dürften an den weltweiten Kriegs- und Konfliktsituationen jedoch nicht verzweifeln, sondern müssten die Friedensbewegung wieder sichtbarer und präsenter machen, erklärte der Münsteraner Bischof.

Steinmeier wünscht sich mehr Ökumene

Steinmeier rief die Katholiken und Protestanten zu weiterem Bemühen um die Ökumene auf: "Lassen Sie uns Wege suchen, den gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck zu bringen", forderte der Bundespräsident bei der Eröffnung des Katholikentages. Zuletzt hatte die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, innerhalb der katholischen Kirche für Kontroversen gesorgt.

Papst Franziskus erklärte in einem Grußwort aus Rom, es gebe derzeit kein wichtigeres Thema in der öffentlichen Debatte über Religion als das Problem von Fanatismus und Gewaltbereitschaft. "Wir können beobachten, dass im familiären Bereich, an Arbeitsplätzen, in Vereinigungen, in Stadtteilen, Regionen und Nationen sowie überall dort, wo der Mensch als solcher nicht als eine Gabe Gottes angenommen wird, Unfriede, Missgunst und Hass zutage treten", so das Kirchenoberhaupt: "Meine große Sorge gilt den Menschen, besonders den Kindern und Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten. Sie klopfen bei uns an mit der Bitte um Hilfe und Aufnahme."

Zeichen gegen Populismus

Zum Auftakt des Katholikentages in Münster forderten die Veranstalter mehr soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Der Katholikentag wolle zudem ein Zeichen gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit setzen, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollen zahlreiche Bundesminister auf Podien des Katholikentages sprechen.

Schwerpunkte bei den Veranstaltungen des Katholikentags sind laut Sternberg das Verhältnis von Staat, Kirche und Religion sowie der Dialog der Religionen. Kein Staat könne den inneren Frieden dauerhaft bewahren, wenn er sein Verhältnis zu den Religionsgemeinschaften und Gläubigen nicht geklärt habe, sagte der ZdK-Präsident. Mit Spannung erwartet wird der Auftritt des AfD-Politikers Volker Münz, dessen Einladung zu dem Christentreffen bereits seit Wochen kontrovers diskutiert wird. Nach der Amokfahrt eines 48-jährigen Mannes am 7. April in der Münsteraner Altstadt mit vier Toten spielt das Thema Sicherheit eine besondere Rolle bei dem Christentreffen.

Gedenkjahr 2018

Das Thema Frieden hat im Jahr 2018 eine besondere Bedeutung: Vor 400 Jahren begann der verheerende Dreißigjährige Konfessionskrieg. Die Friedensschlüsse von Münster und Osnabrück 1648 beendeten die militärischen Auseinandersetzungen und schufen ein neues Gleichgewicht zwischen den europäischen Großmächten. Und 100 Jahre ist es her, dass der Erste Weltkrieg sein Ende fand.

Seit 1930 hat kein Deutscher Katholikentag mehr in Münster stattgefunden. Katholikentage werden vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in der Regel alle zwei Jahre an wechselnden Orten veranstaltet. Der 100. Deutsche Katholikentag fand 2016 in Leipzig statt, 2014 trafen sich die katholischen Laien in Regensburg, 2012 in Mannheim. Zuletzt in Leipzig waren 34.000 Dauer- und 6.000 Tagesgäste zusammengekommen.

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