Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale.
epd-bild / Jens Schlüter
Wer eine Stiftung gründet, will mit Kapitalerträgen oft etwas Gutes tun. Doch viele Stiftungen leiden derzeit unter den geringen Erträgen auf ihr Vermögen. Um darauf besser reagieren zu können, fordern sie einen Abbau gesetzlicher Schranken.
20.03.2018

Die Zahl der gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr trotz niedriger Zinsen weiter gestiegen. Insgesamt wurden 22.274 Stiftungen gezählt, 2,1 Prozent oder 468 mehr als im Jahr zuvor, wie der Bundesverband Deutscher Stiftungen am Dienstag in Berlin mitteilte. 95 Prozent der Stiftungen dienten gemeinnützigen Zwecken.

Damit bleibe das Stiften weiter "eines der erfolgreichsten Modelle, sich nachhaltig für die Gesellschaft zu engagieren", sagte Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Niedrige Zinsen erschweren die Arbeit

Mit Blick auf seit Jahren anhaltende niedrige Zinserträge und eine zunehmende Bürokratie, die den Stiftungen das Leben schwer mache, fordert der Verband von der Bundesregierung eine zügige Umsetzung der geplanten Stiftungsrechtsreform. Satzungsänderungen sowie die Möglichkeit der Umwandlung oder Zusammenlegung von Stiftungen müssten im Stiftungsrecht erleichtert werden, sagte Generalsekretär Felix Oldenburg. Außerdem spricht sich der Verband für ein bundeseinheitliches Stiftungsregister aus, das für mehr Transparenz sorgen soll.

Zudem müssten oft ehrenamtlich arbeitende Stiftungsvertreter künftig von der Haftung ausgenommen werden, wenn sie "ordentlich und gewissenhaft" mit dem Stiftungsvermögen umgehen. Oldenburg plädiert für eine Haftungsregelung wie bei Wirtschaftsunternehmen üblich. Danach müssen Anlageentscheidungen ordentlich dokumentiert und begründet werden.

Seit 2001 hat sich die Zahl der rechtsfähigen Stiftungen in Deutschland mehr als verdoppelt. Die meisten von ihnen gibt es in Nordrhein-Westfalen (4.370), gefolgt von Bayern (3.997) und Baden-Württemberg (3.329). Sachsen ist mit 547 Stiftungen stiftungsreichstes Bundesland in Ostdeutschland und verzeichnet bundesweit ebenfalls das höchste Stiftungswachstum mit 3,6 Prozent. Die höchste Stiftungsdichte pro 100.000 Einwohner weist Hamburg auf (78), die niedrigste Brandenburg (9) und Mecklenburg-Vorpommern (10).

Neue Stiftungsformen sorgen für Zuwachs

Insbesondere neue Stiftungsformen sorgten für Zuwachs, sagte Göring. Dabei verwies er vor allem auf lokal oder regional tätige Bürgerstiftungen, bei denen sich mehrere Einzelpersonen zu einem bestimmten Stiftungszweck zusammentun, oder Verbrauchsstiftungen, die für einen begrenzten Zeitraum von mindestens zehn Jahren gegründet werden. Knapp ein Viertel der Stiftungen (23 Prozent) hat ein Stiftungskapital von unter 100.000 Euro, weitere 46,5 Prozent von unter einer Million Euro.

Eine Stiftung soll in der Regel aus dem ihr übertragenen Vermögen Überschüsse erwirtschaften, die dann für einen gemeinnützigen Zweck ausgegeben werden. Das gestiftete Vermögen selbst muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben.

Die Stiftungsausgaben für Satzungszwecke im vergangenen Jahr bezifferte der Bundesverband auf 4,3 Milliarden Euro. Das entspreche der Höhe des Risikokapitals, das 2017 in Start-ups in Deutschland investiert wurde.

Stiftungen engagieren sich beispielsweise in Bildung, Kultur, Forschung, Gesundheit und Umweltschutz. Laut Stiftungsverband sind beispielsweise rund 270 Museen in Deutschland in Stiftungshand. Jedes 13. Krankenhaus werde von einer Stiftung getragen, insgesamt mindestens 150. Außerdem werden mehr als 150.000 Hektar Naturschutzflächen von Stiftungen gepflegt.

Aktivste Unternehmensgruppe in Deutschland sei dabei die Sparkassen-Finanzgruppe, hieß es weiter. Die Zahl ihrer Stiftungen stieg im vergangenen Jahr auf 745. Deren Ausschüttungen betrugen rund 75,5 Millionen Euro. Mit einem Stiftungskapital von 2,6 Milliarden Euro sei die Sparkasse in den Regionen und im ländlichen Raum unverzichtbarer Förderer von Kultur, Sport und Sozialem, sagte Heike Kramer, Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

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