Das Berliner Bauhaus-Archiv zeigt seine leeren Räume.
epd-bild/Jürgen Blume
Zum 100. Bauhaus-Jubiläum 2019 wird das Gebäude des Berliner Bauhaus-Archivs saniert. Die Direktorin spricht von einem "bedauerlichen Zufall" und einem "immensen Geschenk". Vor dem Start der Bauarbeiten lädt das Museum zu einem "Open House".
20.03.2018

Nackte Wände, leere Räume, freigelegte Fensterfronten: Das Berliner Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung lädt kurz vor Sanierungsbeginn zu einem kostenlosen "Open House". Das von allen nachträglichen Einbauten befreite Museum biete den Besuchern in den kommenden knapp sechs Wochen einen seltenen Anblick, sagte Direktorin Annemarie Jaeggi am Dienstag.

Das 1979 nach Plänen von Bauhaus-Gründer Walter Gropius (1883-1969) fertiggestellte Gebäude am Berliner Landwehrkanal mit seinen markanten Shed-Dächern ist leergeräumt und so auf seine bloße Architektur zurückgeworfen. Diese soll von Mittwoch an bis zum 29. April Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung sein, sagte Jaeggi.

Führungen, Tanz- und Videoprojekte

Geboten werden laut der Museumsdirektorin tägliche Architekturführungen, Klangperformances sowie Tanz- und Videoprojekte. Am 29. April, dem letzten Öffnungstag, gibt es zudem ein ganztägiges Programm "Au Revoir" mit Yoga, Wandel- und Jazzkonzerten, Breakdance und Poetry Slam. "Das Gebäude wird als das größte Objekt des Bauhaus-Archivs zum Protagonisten und das Raumerlebnis zum primären Ausstellungsgegenstand", sagte die Kuratorin der Abschlusswochen, Andrea Bärnreuther.

Von Mai an wird das Gebäude dann saniert. Zudem wird auf dem Gelände ein gläserner Museumsneubau errichtet. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 56,2 Millionen Euro, die je zur Hälfte von Bund und Land getragen werden. In dieser Zeit bezieht das Bauhaus-Archiv zwei Interimsquartiere im Berliner Schillertheater und im Haus Hardenberg unweit des Ernst-Reuter-Platzes. Die Rückkehr an den alten Standort ist für 2022 vorgesehen.

Künftig dreifache Ausstellungsfläche

Dass Sanierung und Neubau ausgerechnet in die Zeit des 100. Jubiläums der 1919 gegründeten Architektur-, Design- und Kunstschule fallen, ist für Direktorin Jaeggi "bedauerlicher Zufall" und "immenses Geschenk" zugleich. Durch den Neubau vergrößert sich die Ausstellungsfläche künftig um das Dreifache, von derzeit 700 auf über 2.000 Quadratmeter. Auch in den Ausweichquartieren "werden wir aber auch während der Sanierung weiter wahrnehmbar sein", sagte Jaeggi. Zu den anderen Bauhaus-Standorten in Weimar und Dessau bestehe eine enge Vernetzung. Zudem soll die Zeit genutzt werden, um die mehr als eine Million Objekte umfassende Sammlung zur Geschichte des Bauhauses (1919-1933) weiter zu digitalisieren.

Gegründet wurde das Bauhaus-Archiv 1960 in Darmstadt von dem Kunsthistoriker Hans Maria Wingler mit Unterstützung von Walter Gropius. Ziel war, der nach 1933 in alle Welt verstreuten materiellen Erbschaft des Bauhauses ein neues Domizil zu geben. Da sich ein eigener Museumsneubau für die Sammlung in Darmstadt kommunalpolitisch nicht durchsetzen ließ, zog das Bauhaus-Archiv nach Berlin um, wo es ab 1971 in einer Interimsunterkunft untergebracht wurde. 1979 bezogen Archiv und Museum dann den Neubau am Berliner Landwehrkanal, der seit 1997 unter Denkmalschutz gestellt.

Das Bauhaus gilt als die bedeutendste Schule für Architektur, Design und Kunst im 20. Jahrhundert und löste sich 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten auf. Die Bestände sind nach eigenen Angaben seit der Gründung des Bauhaus-Archivs zur weltweit facetten- und umfangreichsten Bauhaus-Sammlung gewachsen.

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