Margot Kaessmann
epd-bild/Norbert Neetz
Margot Käßmann, die als erste und bislang einzige Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stand, hält eine Debatte über Sexismus auch in der Kirche für notwendig.
19.03.2018

"Die Kirche ist kein sexismusfreier Raum", sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie begrüßte die vom Bekanntwerden sexueller Übergriffe ausgelöste #metoo-Debatte, "weil sie einiges bewusst macht über Sexismus im täglichen Umgang".

"Erst letztens hörte ich über eine junge Pfarrerin: 'Die sieht echt gut aus und kann sogar noch predigen'", erzählte Käßmann. Sie wolle kein krampfhaftes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Aber zwischen einem harmlosen Flirt und abwertenden Äußerungen, weil sie nur auf das Aussehen zielten, gebe es einen Unterschied. "Das Bewusstsein dafür wird gerade geschärft", sagte Käßmann.

Vorwurf wegen kurzer Haare und hoher Absätze

Die 59-Jährige, die Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet wird, bekam nach eigenen Worten selbst Briefe zum Thema, als sie Bischöfin wurde. Beschwerden gab es demnach über ihre kurzen Haare, "weil in der Bibel steht, das lange Haar sei der Schmuck der Frau". "Besonders kurios fand ich den Vorwurf über das Tragen von Absätzen, begründet mit dem Bibelzitat 'Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden'", berichtete Käßmann. Ein Oberlandeskirchenrat habe verweigert, sie mit "Bischöfin" anzusprechen.

Käßmann äußerte jedoch auch die Überzeugung, dass sich für Pfarrerinnen inzwischen vieles entwickelt habe. Die erste Generation von Pfarrerinnen habe noch versucht, "wie ein Mann zu sein". "Die zweite wollte bewegt vom Feminismus alles demonstrativ anders machen", sagte Käßmann. Die dritte sage, es komme auf die Person im Talar an. "Das scheint mir ein guter Weg zu sein", sagte Käßmann, die zuletzt als Botschafterin für das Reformationsjubiläum für die EKD im Einsatz war.

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