Andreas Zick
epd-West/Universität Bielefeld
Nach der Äußerung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zum Islam warnt der Bielefelder Extremismusforscher Andreas Zick vor zunehmenden Spannungen in der Gesellschaft.
16.03.2018

Solche Sätze erzeugten "unnötige innergesellschaftliche Konflikte und Vorurteile", sagte der Extremismus- und Konfliktforscher am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem werde so die Möglichkeit behindert, "sich tolerant und vernünftig zu unterhalten". Die sofortigen, zum Teil hasserfüllten Kommentare im Internet würden eine deutliche Sprache sprechen. Bei den Muslimen weckten solche Worte ein Gefühl der Missachtung.

Seehofer hatte in der "Bild"-Zeitung (Freitag) erklärt, dass er den Satz "Der Islam gehört zu Deutschland" für falsch halte. "Deutschland ist durch das Christentum geprägt", sagte Seehofer dem Blatt.

"Auch über den Islam muss man streiten können"

Konflikte und Diskussionen über Fragen der Kultur und Wertorientierungen in Deutschland seien wichtig und müssten möglich sein, unterstrich der Wissenschaftler. "Auch über den Islam müssen wir streiten können." Eine Debatte über religiöse und kulturelle Prägungen dürfe jedoch nicht eine Gruppe herabsetzen, mahnte Zick.

Studien zeigen nach seinen Worten in der Gesellschaft massive islamfeindliche Vorurteile und Stereotype. Islamfeindliche Menschen fühlten sich durch solche Äußerungen bestärkt, warnte der Extremismusforscher. Einige könnten jetzt meinen, dass Worte nicht reichten, und Taten folgen müssten.

Innenminister Seehofer habe zum Glück angekündigt, dass er mit islamischen Verbänden sprechen und sich um die Integration kümmern wolle, fügte der Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld hinzu. "Das muss jetzt folgen", sagte Zick.

Vorurteile seien "Gift für die Gesellschaft"

Oberflächliche und vorurteilsvolle Diskussionen seien "Gift für die Gesellschaft", die in dieser Frage ohnehin schon gespalten sei. Demokratisch orientierte Bürger seien Studien zufolge allerdings viel mehr für die Gleichstellung von Religionsgemeinschaften, als es mediale und politische Debatten vermuten ließen. "Politik und Medien müssen überlegen, ob sie tatsächlich ein angemessenes Stimmungsbild abbilden."

Wichtig seien der Schutz vor Diskriminierung und zugleich klare Absprachen über Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders, erklärte Zick. Daran müssten sich Zuwanderer sowie Einheimische halten. Durch die Propaganda in der Türkei sowie massive Radikalisierungsbemühungen durch islamistische Gruppen habe es große Vertrauensverluste gegeben. "Die Stärkung von Verbänden, die sich um die Integration bemühen, ist daher umso wichtiger", unterstrich der Wissenschaftler.

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