"Wir freuen uns, dass er teilgenommen hat und seinen Wunsch verwirklichen konnte", sagt der Theologische Vorstand der Stiftung, Pfarrer Eisele. Er kritisiert die Berichterstattung über den Auftritt des 21-Jährigen, der wegen seiner psychischen Erkrankung von der Stiftung betreut wird.
15.03.2018

Die Graf Recke Stiftung freut sich mit Hobby-Rapper Diego über seinen Auftritt in der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS). "Diego geht es gut, er ist stolz auf das Erreichte", sagte der Theologische Vorstand der Stiftung, Pfarrer Markus Eisele, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 21-Jährige, der wegen seiner psychischen Erkrankung von der Düsseldorfer Stiftung betreut wird, sei souverän mit seinem Auftritt umgegangen. "Wir freuen uns, dass er teilgenommen hat und seinen Wunsch verwirklichen konnte." Diegos nächster Auftritt im sogenannten Recall wird am Samstag auf RTL ausgestrahlt.

Der junge Mann mit dem selbst gewählten Künstlernamen Diego lebt aufgrund einer drogenindizierten Psychose seit rund zwei Jahren in einem stationären Wohnhaus in Düsseldorf und wird vom Sozialpsychiatrischen Verbund der Stiftung betreut. Mit seinem im Januar ausgestrahlten Rap-Auftritt hatte er sich vor der DSDS-Jury um Dieter Bohlen für die nächste Runde qualifiziert. Das anschließende Bekanntwerden seiner Erkrankung sorgte für eine medienethische Debatte.

"Keineswegs vorgeführt"

Mit seinem akrobatischen Auftritt, bei dem Diego auch wirre Angaben zu seiner Person gemacht hatte, sei er keineswegs vorgeführt worden, betonte Eisele. Diego sei von seinen Betreuern auf das spezielle Format von DSDS und die mediale Resonanz vorbereitet worden. Und wenn nicht die "Bild"-Zeitung zwei Tage nach der Ausstrahlung mit der Schlagzeile "DSDS-Skandal um psychisch Kranken - Kandidat kam direkt aus der Anstalt zu Bohlen" getitelt hätte, wäre Diegos Darbietung samt Salto vom Jury-Tisch ein exzentrischer Auftritt geblieben, betonte der Theologe.

Mit der Wortwahl "psychisch Kranker" auf Seite 1 sei der Musikbegeisterte allein auf seine Krankheit reduziert worden, kritisierte Eisele. Die Formulierung "direkt aus der Anstalt" skandalisiere und schüre Vorurteile. Noch bedenklicher sei allerdings, dass die Wahl der Schlagzeile belege, dass in der Gesellschaft Verständnis für Behinderte fehle. Mangelnde Akzeptanz habe sich leider auch in vielen Äußerungen in sozialen Netzwerken wiedergefunden.

"Wollte teilnehmen"

Die Graf Recke Stiftung stehe zu ihrer Entscheidung, Diego die Teilnahme an der Castingshow zu ermöglichen, unterstrich Eisele. "Diego hat nicht teilgenommen, um Teilhabe zu thematisieren, sondern weil er teilnehmen wollte." Dass die Show selbst die Zuschauer nicht über Diegos Erkrankung informiert habe, sei richtig gewesen. Schließlich erkläre RTL auch nicht die Gründe für untalentierte oder exzentrische Darbietungen anderer Teilnehmer. Nur vermeintlich geeignete Sendungen für Kranke oder Behinderte auszuwählen, sei keine Alternative, sagte der Stiftungsvorstand. "Entweder, wir wollen Teilhabe oder nicht." Das gelte dann für DSDS genauso wie für den "Musikantenstadl".

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