Leipziger Buchmesse (Archivbild)
epd-bild / Steffen Schellhorn
Tausende Lesefreunde strömen seit Donnerstag auf das Leipziger Messegelände. Dort standen am Nachmittag erste Preisverleihungen an. Die Kontroverse um rechte Verlage und Schriften setzte sich am ersten Messetag unter den Buchhändlern fort.
15.03.2018

Nach der offiziellen Eröffnung am Vorabend hat die Leipziger Buchmesse ihre Tore am Donnerstag auch für Besucher geöffnet. Tausende Lesebegeisterte strömten vom frühen Morgen an auf das Messegelände. Noch bis Sonntag präsentieren sich dort mehr als 2.600 Aussteller aus 46 Ländern. Beim stadtweiten Lesefest "Leipzig liest" stehen 3.600 Veranstaltungen auf dem Programm. Als ein Höhepunkt wurde am Nachmittag die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse in drei Kategorien erwartet.

Zuvor wurde bereits der mit 5.000 Euro dotierte Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik an den freischaffenden Rezensenten Michael Braun übergeben. Die Jury würdigte Brauns "kontinuierliches Engagement für die zeitgenössische Dichtung". Braun arbeitet unter anderem für den SWR, den Berliner "Tagesspiegel" und die "Neue Zürcher Zeitung". Von 2006 bis 2011 gab er den "Deutschlandfunk-Lyrikkalender" heraus, in dessen Nachfolge seit 2012 der jährliche "Lyrik-Taschenkalender" erscheint.

Umgang mit rechten Verlagen

Die schon vor Messebeginn geführte Kontroverse über den Umgang mit rechten Verlagen fand auf der Messe eine Fortsetzung. In einer Debatte zum Thema "Wie politisch ist der Buchhandel?" plädierte der Münchner Buchhändler Michael Lemling dafür, auch Schriften rechter Autoren ins Sortiment von Buchläden zu nehmen, da sie zur Debatte gehörten. Weiter sagte Lemling, man müsse Werke etwa des rechten Verlegers und Publizisten Götz Kubitschek "genau kennen, um sie dann auch besser bekämpfen zu können". Man könne "den neuen Rechten nicht mit den Argumenten von vor 30 Jahren kommen", befand Lemling.

Der Rostocker Buchhändler Manfred Keiper sagte, er verstehe sich als Dienstleister und besorge rechtsgerichtete Bücher, wenn jemand danach frage. "Aber ich führe das nicht im Laden", betonte er. Den Vorwurf der Zensur wies Keiper zurück. "Wenn wir hier über Meinungsfreiheit rumjammern, ist das ein Jammern auf äußerst hohem Niveau." Deutschland sei eines der freisten Länder der Welt.

Die Dresdner Buchhändlerin und bekennende AfD-Wählerin Susanne Dagen verteidigte Veranstaltungen mit Autoren etwa des rechtsgerichteten Antaios-Verlags in ihrem Laden. Sie müsse sich weder rechtfertigen noch distanzieren, betonte Dagen. Ihre Buchhandlung sei ein "Haus der Debatte und Kontroverse".

Aufruf zum Dialog

Zu der Kontroverse der Schriftsteller Uwe Tellkamp und Durs Grünbein vergangene Woche in Dresden sagte Dagen, die große Resonanz zeige, dass der Bedarf an gesellschaftlicher Auseinandersetzung "sehr, sehr groß" sei. "Das kann nur ein Anfang gewesen sein", betonte Dagen.

Der Soziologe und Buchautor Thomas Wagner rief zum Dialog auf. Im Interview mit der "Welt" (Donnerstag) forderte er Linke und Antifaschisten dazu auf, "den Gegner kennenzulernen" und das Gespräch mit Leuten zu suchen, die anderer Meinung seien. Es sei falsch, "auf der rechten Seiten alles in einen Topf zu schmeißen", so Wagner.

Der Umgang mit Rechtsextremismus war auch Thema einer Lesung des Geschäftsführers der Stiftung Frauenkirche Dresden, Frank Richter. "Hier ist elementar Demokratisches in Gefahr", sagte er mit Blick auf seiner Ansicht nach rechtsfreie und von Neonazis okkupierte Räume in Sachsen und Ostdeutschland. "Wenn die Gesellschaft das jetzt nicht wahrnimmt und nicht aktiv wird, mache ich mir riesengroße Sorgen", betonte der Theologe. Die Leipziger Buchmesse dauert bis Sonntag.

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