Postbotin in Halle an der Saale (Archivbild)
epd-bild / Steffen Schellhorn
Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen lag bei 16,59 Euro, der von Männern bei 21 Euro, wie das Statistische Bundesamt zum Equal Pay Day am 18. März mitteilte.
15.03.2018

Frauen haben in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich 21 Prozent weniger verdient als Männer. Damit blieb der Verdienstunterschied im Vergleich zu 2016 unverändert, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen lag bei 16,59 Euro, der von Männern bei 21 Euro, wie die Statistiker zum Equal Pay Day am 18. März erklärten. Einer Studie zufolge ist der Gehaltsabstand von Frauen in Leitungsfunktion gegenüber Männern noch größer. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief die neue Bundesregierung zu mehr Engagement in der Gleichstellungspolitik auf.

Deutliche Unterschiede gibt es laut Statistischem Bundesamt weiterhin zwischen Ost- und Westdeutschland. Während der Abstand bei der Bezahlung im Westen um einen Prozentpunkt auf 22 Prozent sank, blieb er im Osten unverändert bei sieben Prozent.

Mehr Teilzeit

Als wichtigste Ursachen für die Verdienstunterschiede nannten die Statistiker unterschiedliche Branchen und Berufe, in denen Frauen und Männer tätig seien, sowie ungleich verteilte Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation. Darüber hinaus seien Frauen häufiger als Männer teilzeit- oder geringfügig beschäftigt.

Der Equal Pay Day markiert den Termin, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, damit sie auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen kommen. An diesem Tag machen Gewerkschaften und Verbände auf den geschlechtsbedingten Gehaltsunterschied aufmerksam.

Frauen mit Personalverantwortung verdienen nach einer Untersuchung des Portals StepStone im Schnitt 55.766 Euro brutto im Jahr und damit rund 27 Prozent weniger als männliche Führungskräfte. Die Online-Jobplatform hat dazu nach eigenen Angaben 50.000 Fach- und Führungskräfte befragt.

Die Auswertung zeigt auch: Je höher die Hierarchiestufe, desto größer fällt die Gehaltlücke aus. Auf der Geschäftsführungsebene wächst der Gender Pay Gap demnach auf 42 Prozent.

DGB sieht Regierung in der Pflicht

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sieht in den Daten einen "Handlungsauftrag an die neue Bundesregierung, schnellstens gleichstellungspolitische Maßnahmen umzusetzen". Sie nannte das Rückkehrrecht aus Teilzeit beziehungsweise auf befristete Teilzeit sowie die zugesagte Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Bezahlung in der Alten- und Krankenpflege. Frauendominierte Berufe müssen generell besser bezahlt werden, betonte Hannack.

Einer anderen Erhebung zufolge empfinden Frauen trotz des Gender Pay Gaps ihren Verdienst häufig als gerechter, als Männer das tun. Der Grund dafür liege auch in einer in typische Männer- und Frauenberufe unterteilten Arbeitswelt, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin mit. Das DIW hat dazu erstmals eine für Deutschland repräsentative Untersuchung vorgelegt.

"Frauen haben kein grundsätzlich anderes Gerechtigkeitsempfinden als Männer", sagte der Soziologe Peter Valet, der Autor der Studie. "Aber ein überwiegend frauendominiertes berufliches Umfeld führt offenbar dazu, dass sie die Gerechtigkeit ihrer Löhne nach anderen Vergleichsmaßstäben bewerten als Männer."

Gerechtigkeitsempfinden

Vier von fünf befragten Frauen empfanden den Angaben nach ihren Verdienst gerechter als das Männer in einer vergleichbaren beruflichen Position taten. Diese Frauen arbeiteten jedoch überwiegend in einem beruflichen Umfeld, in denen mehr als die Hälfte der Mitarbeiter ebenfalls Frauen waren. Wenn die Frauen hingegen in Berufen arbeiteten, in denen mindestens die Hälfte der Beschäftigten Männer waren, bewerteten sie ihre Einkommen als genauso gerecht oder ungerecht wie ihre männlichen Kollegen in einer vergleichbaren Position. Bei Frauen, die im Laufe ihres Berufslebens von einem frauen- in einen männerdominierten Beruf gewechselt hatten, zeigte sich der gleiche Effekt.

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