Das Leiden der Menschen in Ost-Ghuta ist kaum noch vorstellbar, besonders schlimm ist es für die Kinder. Seit Monaten hat kein Hilfskonvoi mehr das umkämpfte Gebiet östlich der syrischen Hauptstadt Damaskus erreicht.
20.02.2018

Vertreter der Vereinten Nationen haben sich entsetzt über die eskalierende Gewalt in Syrien geäußert. Bei den jüngsten Angriffen mit Flugzeugen und Artillerie auf die Rebellenhochburg Ost-Ghuta seien rund 40 Zivilisten getötet und mehr als 150 verletzt worden, teilte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha), Jens Laerke, am Dienstag in Genf mit. Laut der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme starben bei den Angriffen mehr als 20 Kinder.

Wut und Sprachlosigkeit

Angesichts der unvorstellbaren Gräueltaten versandte das Kinderhilfswerk Unicef eine fast leere Pressemitteilung. "Keine Wörter werden den getöteten Kindern, ihren Müttern, ihren Vätern, ihren Lieben Gerechtigkeit widerfahren lassen", hieß es in der Erklärung des für Syrien zuständigen Unicef-Regionaldirektors, Geert Cappelaere. Nach dem Satz folgt ein leeres Papier. Damit wolle der Regionaldirektor seine Wut und seine Sprachlosigkeit ausdrücken, hieß es aus UN-Kreisen.

Ocha-Sprecher Laerke betonte, dass seit November kein Hilfstransport mehr das Gebiet mit knapp 400.000 Bewohnern östlich von Damaskus erreicht habe. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in der Region, die Truppen des Assad-Regimes belagern und beschießen, möglicherweise fünf Krankenhäuser getroffen. Falls Berichte über den Beschuss der Gesundheitszentren zuträfen, seien dies entsetzliche Taten, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Luftangriffe werden in Syrien vor allem vom Regime von Diktator Baschar al-Assad und seinem Verbündeten Russland geflogen.

Die humanitäre Lage in Syrien hat nach Einschätzung des Welternährungsprogramms (WFP) einen neuen Tiefpunkt erreicht. "So schlimm wie jetzt war es noch nie", sagte der WFP-Landesdirektor für Syrien, Jakob Kern, dem Berliner "Tagesspiegel" (Dienstag). Es werde an so vielen Fronten gekämpft. Und die Bewohner Ost-Ghutas lebten wegen der Luftangriffe fast die ganze Zeit in Kellern. Auch Arzneien seien Mangelware.

Essen wird knapp

Auch das Essen werde knapp. Aber oft sei es viel zu riskant, Hilfskonvois loszuschicken. "Wir brauchen deshalb dringend einen Waffenstillstand, der von beiden Seiten auch eingehalten wird", sagte Kern. "Unsere Warenlager sind voll", fügte er hinzu. Bei einer Waffenruhe könne sofort Hilfe nach Ost-Ghuta geschickt werden. Kern: "Innerhalb von zwei Tagen kann alles organisiert sein, wir können mit Konvois losfahren - vorausgesetzt, es gibt die erforderlichen Genehmigungen, Sicherheitsgarantien und eben keine Gefechte."

In Syrien kämpfen das Assad-Regime, Rebellen und Terrormilizen um die Macht. Neben Russland kämpfen iranische und andere Milizen auf der Seite Assads. Ferner geht die Türkei gegen kurdische Verbände vor. Seit 2011 wurden Hunderttausende Menschen getötet, Millionen sind auf der Flucht.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.