Katarina Barley (Archivbild)
epd-bild/Jürgen Blume
Die Film- und Fernsehbranche selbst könne veraltete Rollenbilder auflösen, sagte die amtierende Familienministerin auf der Berlinale.
19.02.2018

Familienministerin Katarina Barley (SPD) wünscht eine Frauenquote in der Fernseh- und Filmbranche. "Frauen erleben sexuelle Gewalt jeden Tag und deshalb müssen wir hier und heute etwas ändern", sagte die geschäftsführende Ministerin am Montag bei einer Diskussion über sexualisierte Belästigung und Gewalt auf der Berlinale in Berlin. Damit unterstützt Barley die Forderungen der Initiative "Pro Quote Film", die Sender zu einem Frauenanteil von 50 Prozent verpflichten will.

Neben den Machtverhältnissen müsse sich auch das Rollenbild von Mann und Frau verändern, unterstrich Barley. Sexismus liege eine Vorstellung zugrunde, die festlege, wie Männer und Frauen zu sein hätten. An dieser zu arbeiten, sei ein "kontinuierlicher Kampf", betonte die Ministerin. "Rollenbilder verändern sich nicht von heute auf morgen, aber sie ändern sich." Dabei verwies sie auf Männer, die heute immer häufiger anstelle der Frau in Elternzeit gingen.

Die Film- und Fernsehbranche selbst könne veraltete Rollenbilder auflösen, erklärte Barley. Die Branche trage in der Sache sogar eine besondere Verantwortung, denn sie präge die Bilder ihrer Zuschauer. Sie persönlich erinnere sich bis heute an Filmszenen, die sie in ihrer Jugend gesehen habe. So habe zum Beispiel die Schauspielerin Uschi Glas eine Frau verkörpert, die - nachdem sie von ihrem Partner verlassen worden war - in einem grauen, schlabbrigen Schlafanzug zu sehen war. Deren Freundin habe nach der Trennung gesagt: "Kein Wunder, so wie du aussiehst."

Fehlverhalten

Barley betonte zudem, dass die Debatte um #MeToo sich nicht nur auf prominente Schauspielerinnen in Film und Fernsehen beziehe. "Die Branche steht auch exemplarisch für Frauen, die nicht im Rampenlicht stehen", sagte die Ministerin.

Schon im Vorfeld hatte sich die 68. Berlinale für die Sexismus-Debatte um #MeToo gerüstet: mit Veranstaltungen zum Thema, die von der Berlinale mindestens unterstützt werden und der Einrichtung einer Anlaufstelle für alle Besucher, die Diskriminierung oder Belästigung erlebten oder beobachteten. Auch hat #MeToo das Festivalprogramm verändert: "Wir haben in diesem Jahr Arbeiten von Leuten nicht im Programm, weil sie für ein Fehlverhalten zwar nicht verurteilt worden sind, es aber zumindest zugegeben haben", sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

Auf dem weltgrößten Zuschauerfestival werden bis zum 25. Februar knapp 400 Kinofilme präsentiert. Davon konkurrieren 19 Beiträge um den Goldenen und die Silbernen Bären. Vier der Wettbewerbsfilme kommen aus Deutschland.

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