ANC-Parlamentarier singen und jubeln: Mit der Wahl von Cyril Ramaphosa zum Präsidenten von Südafrika hoffen sie auf einen neuen Politikstil - ohne Korruption, Affären und Großspurigkeit.
15.02.2018

Aufbruch in Südafrika: Nach dem Rücktritt von Präsident Jacob Zuma ist der Unternehmer Cyril Ramaphosa zum neuen Staatschef gewählt worden. Das Parlament bestimmte den bisherigen Vizepräsidenten am Donnerstag per Akklamation zum Nachfolger Zumas. Der Chef der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) war der einzige Kandidat. Die Fraktion der linkspopulistischen Oppositionspartei EFF hatte zuvor den Plenarsaal verlassen.

Aufruf zur Einheit

Zuma war am Mittwochabend unter massivem Druck des ANC wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten. Ramaphosa rief nach seiner Wahl zur Einheit auf. Er werde mit allen Parteien zusammenarbeiten, sagte der 65-Jährige in seiner Dankesrede. Er werde dem Volk mit Demut, Ehrlichkeit und Würde dienen. Die ANC-Abgeordneten begrüßten seine Wahl singend und bedachten seine Rede mit anhaltendem Beifall.

Ramaphosa war in der Anti-Apartheid-Bewegung engagiert, saß mehrfach im Gefängnis und war ein Vertrauter des früheren Präsidenten Nelson Mandela. Der neue Staatschef soll an diesem Freitag vereidigt werden und am Abend eine Rede zur Lage der Nation halten. Im Frühjahr 2019 stehen in Südafrika Wahlen an.

Rahmaphosa war seit 2014 Vizepräsident unter Zuma, im Dezember wurde er zum Vorsitzenden des ANC gewählt. Der ehemalige Gewerkschafter gilt heute als einer der reichsten Männer Südafrikas und verkörpert den Traum vom Aufstieg der schwarzen Mittelschicht.

Kein Mitglied der Günstlingsrunde

Die Südafrika-Expertin Melanie Müller sieht den neuen Präsidenten vor gewaltigen Aufgaben. "Etwa zwei Drittel der 55 Millionen Südafrikaner leben unter der Armutsgrenze", sagte die Mitarbeiterin der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Eine Umverteilung ist dringend notwendig." Auch das Bildungswesen müsse reformiert werden.

Als sehr wichtige Aufgabe nannte sie auch den Kampf gegen Korruption. Ramaphosa gehöre nicht zu Zumas Geflecht der Günstlingswirtschaft, sagte Müller. Er müsse nun aber auch gegen ANC-Mitglieder vorgehen, gegen die es Korruptionsvorwürfe gebe.

Der 75-jährige Zuma war am Mittwochabend zurückgetreten, nachdem der ANC ihm mit der Abwahl per Misstrauensvotum gedroht hatte. Er war seit 2009 Präsident und wegen Korruption und Machtmissbrauch immer stärker in die Kritik geraten. Unter Zuma sei der Staat nicht mehr handlungsfähig gewesen, sagte Müller: "Südafrika war in den letzten drei Jahren wie paralysiert, es herrschte sehr viel Hoffnungslosigkeit."

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