AfD-Politikerin Anette Schultner diskutierte im Mai 2017 beim Kirchentag mit dem Berliner Bischof Markus Dröge.
epd-Bild/Christian Ditsch
Vielen Katholiken gelten die Positionen der AfD als nicht annehmbar, und beim Katholikentag vor zwei Jahren gehörte die AfD auch nicht zu den Geladenen. Das wird im Mai in Münster anders sein.
14.02.2018

Auf dem diesjährigen Katholikentag in Münster wird erstmals ein AfD-Politiker an einem Podium teilnehmen. Zu der Veranstaltung im Mai seien Vertreter aller Parteien im Bundestag eingeladen, bestätigte der Sprecher des Katholikentages, Theodor Bolzenius, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf Katholikentagen gehe es um das Verhältnis von Staat und Religion. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sagte der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", nicht die Parteien seien eingeladen, "sondern nur ihre kirchenpolitischen Sprecher".

Diskussion beim evangelischen Kirchentag

Im vergangenen Jahr hatte es auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin eine Diskussion mit einer AfD-Politikerin gegeben, auf dem Katholikentag 2016 in Leipzig waren keine AfD-Vertreter geladen. Bolzenius erklärte den Schritt mit der Gleichbehandlung der Parteien. Wenn man sich mit den anderen Bundestagsparteien austausche, werde man auch mit der AfD sprechen müssen, argumentierte er. Bei den Eingeladenen handele es sich nicht um Parteivertreter, sondern um Funktionsträger wie Staatssekretäre, Minister oder Vertreter von Ausschüssen, sagte der Sprecher. Für die AfD habe Volker Münz als kirchenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion bereits zugesagt.

ZdK-Präsident Sternberg sieht Kirchentag als Vorbild

ZdK-Präsident Sternberg sagte: "Die AfD darf keine Gelegenheit bekommen, sich als Märtyrer zu inszenieren." Es werde auf dem Katholikentag um das kirchenpolitische Programm der im Bundestag vertretenen Parteien gehen. "Dazu gehört die AfD - leider", sagte Sternberg. Er habe Münz noch nicht kennengelernt. Der baden-württembergische AfD-Politiker arbeitet ehrenamtlich im evangelischen Kirchengemeinderat Uhingen sowie in der Bezirkssynode in Göppingen mit. Sternberg lobte die Entscheidung der Veranstalter des evangelischen Kirchentags vom Mai 2017, die die AfD-Politikerin Anette Schultner zu einer Podiumsdiskussion mit dem Berliner evangelischen Bischof Markus Dröge eingeladen hatten.

"Der evangelische Kirchentag hat eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen: Wenn es eine Gruppierung gibt, die sich 'Christen in der AfD' nennt, dann sprechen wir doch mal mit denen, wie die das zusammenbekommen, Christsein und AfD", sagte der ZdK-Präsident der Zeitung. Vergleichbar wolle man nun auch auf dem katholischen Laientreffen verfahren: "So ähnlich machen wir es jetzt auch, nur nicht mit irgendeiner Vertreterin der AfD, sondern mit allen kirchenpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen."

Auf dem Katholikentag in Leipzig vor zwei Jahren war die AfD noch unerwünscht. "Ich halte die Entscheidung noch heute für richtig", sagte Sternberg. Schließlich sei die AfD 2016 noch nicht im Bundestag vertreten gewesen. Traditionell stellen sich auf Katholiken- und Kirchentagen Politiker aktuellen Diskussionen mit Vertretern der Kirchen und der Zivilgesellschaft.

Der 101. Deutsche Katholikentag findet vom 9. bis zum 13. Mai in Münster statt.

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