"Tatort Rente": Kampagne zeigt problematische Altersvorsorge
epd-bild/Kathrin Doepner
Die "Tatort"-Darstellerin Ulrike Folkerts (56) wirbt für eine private Altervorsorge, die sich an ethisch-ökologischen Standards orientiert.
18.01.2018

Als Schirmherrin einer Kampagne der Organisation Facing Finance und der Verbraucherzentralen hat die Schauspielerin Ulrike Folkerts am Mittwoch in Bremen eine Ausstellung eröffnet, die unter dem Titel "Tatort Rente" über einen verantwortungsvolleren Umgang mit Geld informiert. Es gebe Versicherer, die mit ihren Investments Verbrechen begünstigten, warnte Folkerts, die im Ludwigshafener "Tatort" die Ermittlerin Lena Odenthal spielt. "Faire Rente ist wichtig", sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Komplizierte Verwicklungen

epd: Frau Folkerts, der Titel der Kampagne und der Ausstellung "Tatort Rente" erinnert an Mord und Totschlag. Was hat das Thema Rente mit Verbrechen zu tun?

Ulrike Folkerts: Es geht eher darum, dass mit unseren Beiträgen für die private Altervorsorge nicht immer nur Gutes getan wird. Wenige Verbraucher informieren sich darüber, was die Versicherer mit dem Geld machen. Auch ich habe eine Zusatzversorgung abgeschlossen und ich weiß nicht, wie der Anbieter investiert. Ich bin erst durch Facing Finance darauf aufmerksam gemacht worden, dass unsere Beiträge in wirklich komplizierte Dinge verwickelt sein können. Rüstung, Kinderarbeit, Ausbeutung, Umweltzerstörung - unser Geld wird oftmals an Stellen investiert, die mir nicht geheuer sind. Insofern werden damit Verbrechen begünstigt. Insofern ist es ein Tatort.

Motiv und Gesetze

epd: Was kann der einzelne Verbraucher tun, was sollte die Politik unternehmen?

Ulrike Folkerts: Eigentlich müsste der Versicherer ja ein Interesse daran haben, seine Kunden zu informieren. Dann hätte ich nicht dieses Ohnmachtsgefühl: Wusste ich nicht, kann ich nichts machen, ist halt passiert. Deutschland verdient so viel Geld mit Rüstung, mit menschenverachtenden Unternehmen, die irgendwo billig Dinge produzieren, mit Monokulturen, die die Umwelt zerstören. Uns geht es nur so gut, weil es anderen so viel schlechter geht - das ist mein Motiv, mich damit auseinanderzusetzen. Wir müssen einfordern, informiert zu werden, dafür werbe ich. Das bedeutet Aufwand, aber es lohnt sich. Und die Politik muss Gesetze verankern, die den Anbieter konkret und anschaulich verpflichten, Kunden darüber zu informieren, was mit dem Geld passiert. Automatisch, mit 100-prozentiger Genauigkeit.

Vorausschauende Lösung

epd: Ab wann sollte man sich überhaupt sinnvollerweise Gedanken über seine Rente machen?

Ulrike Folkerts: Sinnvollerweise schon möglichst ab 30. Ich selber habe einen Job, wo ich denke: Ist mir doch egal - ich kann arbeiten. So lange mein Kopf funktioniert und ich auf zwei Beinen stehe, kann ich auf die Bühne gehen, kann ich Fernsehen machen. Ich will auch gar nicht in Rente gehen. Aber trotzdem glaube ich, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema zeitig auseinanderzusetzen. Ich denke, man kann die Leute locken, wenn man sagt: Wenn ihr unabhängig bleiben wollt, wenn ihr euer selbstbestimmtes Leben nicht aufgeben wollt, dann müsst ihr so früh wie möglich etwas für eure Rente tun. Dann könnt ihr später wild und frei werden. Es geht aber auch darum, immer wieder zu schauen, wie viel ich wirklich brauche. Brauche ich wirklich das Eigenheim und den Zweitwagen?

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