Papst Franziskus mit der chilenischen Staatspräsidentin Michelle Bachelet
epd-vild/OsservatoreRonamo/Siciliani
17.01.2018

Papst Franziskus hat am zweiten Tag seiner Lateinamerika-Reise an das Leiden und die Ausgrenzung von indigenen Völkern erinnert. Bei einer "Messe für den Fortschritt der Völker" mit Angehörigen des Volksstammes der Mapuche in Temuco im Süden von Chile warnte er am Mittwoch vor "erzwungener Integration". Bei dem Gottesdienst mit mehreren Hunderttausend Gläubigen widersprach Franziskus der Vorstellung, "dass es höhere und niedere Kulturen gibt".

Bei dem Gottesdienst auf einem von den indianischen Mapuche beanspruchten Flughafen 800 Kilometer südlich von Santiago de Chile betonte Papst Franziskus, Einheit unter den Chilenen dürfe nicht mit Einförmigkeit verwechselt werden. "Einheit entsteht nicht und wird nicht daraus entstehen, die Unterschiede zu neutralisieren oder verstummen zu lassen", betonte Franziskus. Einförmigkeit entstehe meist aus der Vorherrschaft und der Macht des Stärkeren.

Einzige Waffe

Die Chilenen benötigten einander mit ihrer Verschiedenheit, damit das Land weiterhin seine Schönheit bewahre. Einheit in versöhnter Verschiedenheit sei die einzige Waffe gegen Hoffnungslosigkeit.

Angesichts von Protesten gegen die Unterdrückung und Entrechtung der Ureinwohner warnte der Papst zugleich vor Gewalt. Eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung könne nicht auf der Grundlage von Zerstörung aufgebaut werden, die Menschenleben koste. "Gewalt verwandelt die gerechteste Sache zur Lüge", warnte das katholische Kirchenoberhaupt. Sie verstärke damit gleichzeitig die Brüche und die Spaltungen.

Schweigeminute für Folteropfer

Bei dem Gottesdienst auf einem Flugfeld im Süden von Chile erinnerte Franziskus überdies an die Opfer des Folterzentrums, dass dort während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) eingerichtet wurde. "Ich feiere diese Messe für alle, die gelitten haben und gestorben sind, und für alle, die täglich auf ihren Schultern die Last so vieler Ungerechtigkeiten tragen müssen." Anschließend legte er abweichend vom Programm eine Schweigeminute für die Folteropfer ein.

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