Wahlniederlage in Alabama auch eine Schlappe für US-Präsident Trump
epd-bild/Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani
Im konservativen und evangelikal geprägten US-Bundesstaat Alabama hat der Demokrat Doug Jones am Dienstag (Ortszeit) die Senatsnachwahl gegen den Republikaner Roy Moore gewonnen.
13.12.2017

Medienberichten zufolge erhielt Jones 49,9 Prozent der Stimmen und Moore 48,4 Prozent. Der Sieg gilt als Sensation: Im Präsidentschaftswahlkampf hatte sich Donald Trump in Alabama mit 62 Prozent der Stimmen gegen die Demokratin Hillary Clinton (34 Prozent) durchgesetzt. Trump hatte vor der Nachwahl an die Wähler appelliert, für Moore zu stimmen, um die knappe republikanische Mehrheit im Senat zu erhalten.

Schwere Vorwürfe gegen Republikaner

Der Wahlkampf war geprägt von Vorwürfen mehrerer Frauen, Moore habe sie vor Jahren als Minderjährige bedrängt und belästigt. Moore, von 1977 bis 1982 Staatsanwalt, soll damals mehreren Teenagern nachgestellt haben. Sie sei 14 Jahre alt gewesen, als Moore ihr Hemd und Hose ausgezogen und sie betatscht habe, sagte eine Frau. Moore wies die Beschuldigungen zurück. Die Elite sei gegen ihn, weil er biblische Werte vertrete, sagte er.

Vielen Republikanern gilt Moore als Volksheld. 2003 widersetzte sich Moore, damals Oberster Richter von Alabama, dem Urteil eines Bundesgerichts, er müsse einen Granitstein mit den zehn biblischen Geboten aus seinem Gerichtsgebäude entfernen. Vier Jahre später forderte Moore Richter und Standesbeamte auf, sich dem Urteil des Obersten US-Gerichtshofs zur Legalisierung der Homo-Ehe zu widersetzen.

Evangelikale für Moore

Bei der Befragung von Wählern nach der Stimmabgabe für einen Verband mehrerer Medienunternehmen erklärten 67 Prozent der Weißen, sie hätten Moore gewählt. 96 Prozent der Schwarzen wählten Jones. Jüngere Wähler stimmten eher für Jones, ältere für Moore. Die Wahlbeteiligung sei mit 35 Prozent höher gewesen als erwartet. 80 Prozent der weißen Evangelikalen sagten, sie hätten für Moore gestimmt.

Der 63-jährige Rechtsanwalt Jones war von 1997 bis 2001 Staatsanwalt in Alabama. Ende der 90er Jahre leitete er einen Strafprozess gegen zwei frühere Mitglieder der Terrororganisation Ku-Klux-Klan. Die beiden wurden des Bombenanschlags auf eine schwarze Kirche in Birmingham 1963 schuldig gesprochen. Bei dem Attentat kamen vier schwarze Mädchen ums Leben.

Jones zitierte nach seinem Wahlsieg den US-Bürgerrechtler Martin Luther King. Der "moralische Bogen des Universums" biege sich Richtung Gerechtigkeit. Alabama habe am Scheideweg gestanden und habe den "richtigen Weg genommen", sagte der Demokrat. Trump gratulierte Jones auf Twitter. Doch die Republikaner würden Jones bei den nächsten Wahlen den Sitz streitig machen, erklärte der US-Präsident. Moore gratulierte seinem Rivalen in der Wahlnacht nicht.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.