Nach fast drei Jahrzehnten wagt das ARD-"Mittagsmagazin" einen Neustart. Mit dem Jahreswechsel kommt die Sendung aus Berlin mit neuen Moderatoren und unter Federführung des RBB. Zudem werden RBB und ZDF das gleiche Studio nutzen.
16.11.2017

Das "Mittagsmagazin" der Öffentlich-Rechtlichen kommt künftig aus Berlin. Ab Januar sendet die ARD das mittägliche einstündige Info-Magazin, das im wöchentlichen Wechsel gemeinsam mit dem ZDF verantwortet wird, unter Federführung des Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) vom Boulevard Unter den Linden in Berlin, wie der RBB am Donnerstag ankündigte. Das ZDF wird die Sendung Anfang April ebenfalls nach Berlin verlagern.

Bislang wird das im Oktober 1989 gestartete "Mittagsmagazin" für die ARD vom Bayerischen Rundfunk (BR) in München produziert, das ZDF sendet aus Mainz. Neu ist, dass RBB und ZDF das gleiche Studio im Gebäude des ZDF-Hauptstudio nutzen werden. Auch das technische Personal teilen sich die Sender. "Das ZDF steuert das Studio bei und wir das Personal", sagte RBB-Intendantin Patricia Schlesinger. Für Schlesinger ist das ein "Meilenstein" in der Kooperation beider öffentlich-rechtlicher Sender.

Redaktionell bleiben beide Magazine weiterhin getrennt. Durch die Zusammenarbeit erziele der RBB Einsparungen "deutlich im sechsstelligen Bereich", sagte Schlesinger. Für die Produktion des Magazins rechnet der RBB mit jährlichen Kosten von 2,8 Millionen Euro.

Keine gemeinsame ARD-Kasse

Mit dem Neustart in Berlin übernehmen zudem die RBB-Journalisten Jessy Wellmer und Sascha Hingst als Doppel die Moderation des ARD-"Mittagsmagazins", das bislang von der BR-Journalistin Hannelore Fischer präsentiert wird. Das Grundprinzip der Sendung bleibe erhalten, es werde aber live mehr Studiogäste aus Politik und Gesellschaft geben, kündigte RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein an. Mit dem Magazin zieht auch die Redaktion unter Redaktionsleiterin Bettina Schön von München nach Berlin um.

Die Umstellung der Rundfunkbeiträge habe dem RBB mehr Geld in die Kassen gespült, sagte RBB-Intendantin Schlesinger. "Wir können uns das leisten." Finanziell stemme der Sender die Produktion des "Mittagsmagazins" alleine, es gebe dafür keine gemeinsame ARD-Kasse. Die Sendung erreicht den Angaben zufolge täglich rund 1,8 Millionen Zuschauer, ein Marktanteil von mehr als 20 Prozent.

Die Medienpolitik fordert derzeit tiefgreifende Reformen bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Dazu gehören neue Kooperationsmodelle zwischen den einzelnen Sendern, für die auch kartellrechtliche Hürden abgebaut werden sollen. Anlass für die Reformbemühungen ist eine Modellrechnung der Finanzkommission KEF aus dem Jahr 2016, wonach der Rundfunkbeitrag auf mehr als 19 Euro steigen könnte, wenn die aktuellen Strukturen der Sender erhalten bleiben. Der Beitrag liegt derzeit bei 17,50 Euro.

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