"Die Erosion des Lohnsystems hat große weiße Zonen ohne Tarifverträge und Betriebsräte entstehen lassen", urteilen Forscher der Universität Duisburg-Essen.
18.10.2017

Arbeitsmarktexperten warnen vor einer zunehmenden sozialen Spaltung durch einen Abbau der Tarifbindung in Deutschland. "Die Erosion des Lohnsystems hat große weiße Zonen ohne Tarifverträge und Betriebsräte entstehen lassen", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichen Bericht des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Das Wachstum der Minijobs belege, wie stark Unternehmen ständig nach Lücken im Lohnsystem suchten.

Kritik an prekärer Arbeit

Der Anteil von Niedriglöhnen habe ein Spitzenniveau in der EU erreicht. "Schlechte Löhne verdrängen gute und noch schlechtere die schlechten", erklärte IAQ-Arbeitsmarktforscher Gerhard Bosch. Der Mindestlohn bilde nur eine Untergrenze und könne bessere Tarifverträge nicht ersetzen. "Das kann nur durch eine Eindämmung bestimmter Formen prekärer Arbeit wie die der Minijobs und eine Stärkung der Tarifbindung verhindert werden", sagte Bosch.

Der Arbeitsmarktexperte betonte zugleich, dass der soziale Dialog in jüngster Zeit wieder eine größere Rolle in Deutschland spiele. Es habe gute Kompromisse zwischen den Interessen der Unternehmen und Beschäftigten gegeben. Dazu gehörten etwa Arbeitszeitmodelle, die den Unternehmen mehr Flexibilität und den Beschäftigten mehr Wahlfreiheit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie geben, hieß es in dem Forschungsbericht.

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