Lia Xia mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann Liu Xiaobo
epd-bild/Amnesty International/Privat
Dass Peking dem sterbenskranken Bürgerrechtler Liu Xiaobo die Ausreise verweigerte, hat weltweit Empörung ausgelöst. Nun wird befürchtet, dass seine Witwe Liu Xia an einem geheimen Ort gefangengehalten wird. Sie ist verschwunden.
27.07.2017

Zwei Wochen nach dem Tod des chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo wächst die Sorge um seine Witwe Liu Xia, deren Verbleib weiter völlig unklar ist. Es wird befürchtet, dass sie von Sicherheitsbehörden an einem geheimen Ort streng abgeschirmt wird. "Keiner ihrer Freunde konnte mit ihr sprechen oder sie treffen", sagte Maya Wang von Human Rights Watch am Donnerstag in Hongkong dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bundesregierung erklärte, sie setze sich weiter für eine Ausreise der 56 Jahre alten Künstlerin ein.

Keine Informationen

Wang zufolge hat die chinesische Regierung erklärt, Liu Xia sei in die südliche Provinz Yunnan gereist, um Freunde zu besuchen. Doch sie bleibe verschwunden. Die Regierung sage nicht, wo die Dichterin, Fotografin und Malerin ist. Auch aus dem Auswärtigen Amt hieß es, es gebe derzeit keine Informationen zum Aufenthalt Lius. Das Ministerium versuche dennoch, Kontakt herzustellen, um ihren Willen zur Ausreise zu erkunden.

Die Menschenrechtlerin Wang wirft Peking Willkür im Fall Liu Xia vor: "Wir müssen annehmen, dass sie eine Gefangene des Staates ist, obwohl sie kein Verbrechen begangen hat." Liu Xia, die während der Inhaftierung ihres Mannes seit 2008 jahrelang unter Hausarrest stand, werde weiter terrorisiert. Und das in einer der schlimmsten Phasen ihres Lebens. "Das ist grausam und erniedrigend", sagte Wang.

Die Bewacher verhielten sich meist sehr feindselig gegenüber der Künstlerin. Besonders besorgt sei man auch wegen ihrer Depressionen und Herzprobleme. Das Auswärtige Amt will indes nicht locker lassen, Lius Ausreise nach Deutschland oder in ein anderes Land ihrer Wahl zu erreichen."Die Bundesregierung wird den Fall weiterhin intensiv verfolgen und auf allen Ebenen ansprechen", hieß es.

Letzter Wunsch verwehrt

Deutschland und andere Staaten sowie zahlreiche Persönlichkeiten hatten sich bereits unmittelbar nach dem Tod von Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo am 13. Juli für seine Witwe eingesetzt. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte ihre Freilassung aus dem Hausarrest und eine Ausreiseerlaubnis für die Künstlerin sowie für ihren Bruder Liu Hui, über dessen Verbleib ebenfalls bis heute nichts bekannt ist.

Dem Dissidenten Liu Xiaobo war die Ausreise trotz internationaler Proteste verweigert worden. Dabei war es sein letzter Wunsch, in einem freien Land zu sterben. Er erlag mit 61 Jahren einer Krebserkrankung in einem chinesischen Krankenhaus, wenige Wochen nach seiner Verlegung aus einem Gefängnis. Der Initiator der "Charta 08" für politische Reformen war 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden, als er schon monatelang eingesperrt war.

Seine Frau durfte in den letzten Tagen bei ihm sein. Aber schon damals konnte laut Wang niemand aus dem Freundeskreis mit dem Paar sprechen. "Nun hofft die chinesische Regierung wohl, dass die Welt Liu Xia vergisst", sagte Wang. "Wir brauchen mehr internationalen Druck."

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