Mutter mit Kind
epd-bild/Maike Gloeckner
Die Bundes-Statistiker liefern viele Zahlen und wenig Erklärungen. Doch dass sich gut ausgebildete Frauen wieder häufiger für Kinder entscheiden, sei ein Erfolg der Politik, sagen sie. Elterngeld und mehr Kinderbetreuung wirkten sich positiv aus.
26.07.2017

Vor allem gut ausgebildete Frauen entscheiden sich wieder häufiger für Kinder. Das Statistische Bundesamt stellte am Mittwoch in Berlin die Ergebnisse des Mikrozensus 2016 vor, wonach sich auch insgesamt eine Trendwende zu mehr Kindern abzeichnen könnte. Einen der Gründe sehen die Statistiker in der verbesserten Kinderbetreuung.

Im Jahr 2015 lag die durchschnittliche Geburtenziffer bei 1,5 Kindern pro Frau, was zuletzt 1982 der Fall war. Die Kinderlosigkeit nimmt nach Angaben der Statistiker nicht weiter zu. Damit geht eine Phase von 30 Jahren zu Ende, in der sich die Quote kinderloser Frauen von elf auf 21 Prozent fast verdoppelt hatte. In den alten Bundesländern und unter gut ausgebildeten Frauen war sie am höchsten.

Jede fünfte, bis 1967 geborene Frau hat keine Kinder. Im Westen ist es die Generation, die sich zwischen Beruf und Familie entscheiden musste. Im Osten blieben nur etwa halb so viele Frauen kinderlos. Am höchsten ist die Kinderlosenquote der 45- bis 49-Jährigen den Statistikern zufolge in den Stadtstaaten, Spitzenreiter war Hamburg mit 31 Prozent. In Bayern sind die Unterschiede zwischen Stadt (30 Prozent) und Land (15 Prozent) am größten.

Besonders schnelle Rückkehr ins Arbeitsleben

Bei den jüngeren Frauen zeichnet sich ab, dass die Kinderlosigkeit unter Akademikerinnen in den vergangenen vier Jahren in allen Altersgruppen um bis zu drei Prozentpunkte sank. Bei Nicht-Akademikerinnen indes ist ein Trend zu mehr Kindern nicht erkennbar, im Gegenteil: Hier steigt der Anteil der kinderlosen Frauen noch, außer bei den Zuwanderinnen. Die Statistiker vermuten, dass von neuen Familienleistungen wie dem Elterngeld Gutverdiener mehr profitieren als Geringverdiener und dies Einfluss auf die Entscheidungen von Paaren hat.

Gut ausgebildete Frauen nutzen auch die verbesserte Kleinkindbetreuung. Akademikerinnen kehren besonders schnell ins Arbeitsleben zurück. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) arbeiten wieder, wenn ihr jüngstes Kind ein Jahr alt ist. Wenn das letztgeborene Kind zwei Jahre alt ist, sind drei Viertel der Mütter zurück im Job.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 44 Prozent der Mütter mit einjährigen Kindern erwerbstätig, 2008 waren es noch 36 Prozent. Besonders der Ausbau der Kleinkindbetreuung und der Rechtsanspruch auf einen Platz dürften der Grund für diese Entwicklung sein, bilanzierte der Vize-Präsident des Statistischen Bundesamts, Georg Thiel. Aber auch die gute Konjunktur und niedrige Arbeitslosigkeit wirkten sich günstig aus. Ob die Entwicklung so weitergehe, sei noch nicht sicher.

Weiterhin hohe Kinderlosigkeit

Trotz der leicht steigenden Zahlen gehört Deutschland neben der Schweiz, Italien und Finnland weiterhin zu den Ländern mit der höchsten Kinderlosigkeit in Europa. Auch die demografische Entwicklung wird durch die geringfügig steigende Kinderzahl bei jüngeren Frauen nicht gebremst: In den 1990er Jahren wurden in Deutschland besonders wenige Kinder geboren.

Der Mikrozensus ist mit 800.000 Befragten die größte jährliche Haushaltserhebung in Deutschland. Die Familiensituation der Flüchtlinge aus den letzten Jahren ist im Mikrozensus 2016 noch nicht abgebildet, da die Befragung nur Haushalte, nicht aber Gemeinschaftsunterkünfte erfasst.

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