Lutherfiguren in Bad Hersfeld
epd-bild/Andreas Fischer
Einen Personenkult um den Reformator Martin Luther hat der Münchner Theologieprofessor Jörg Lauster beklagt.
21.07.2017

Dieser Personenkult in der evangelischen Kirche komme auch dadurch zum Ausdruck, dass ein Bild Luthers das Symbol für das gesamte Reformationsjubiläum geworden sei, sagte Lauster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei sei der Reformator den Menschen heute "in vielem erschreckend fremd". Der Grund für den Personenkult sei, dass die evangelisch-lutherische Kirche als einzige Kirche den "Namen eines Menschen" als Bezeichnung führt. Deshalb gab Lauster zu bedenken, ob die evangelischen Kirchen zum Reformationsjubiläum nicht auf den Zusatz "lutherisch" hätten verzichten sollen.

"Polemisch und falsch"

Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, kann diese Einschätzung "nicht nachvollziehen". Denn der Kirchenleitung sei es gerade wichtig gewesen, das gesamte Reformationsgeschehen in den Blick zu nehmen und Luther in einen größeren Kontext zu rücken. Durch eingängige Symbole, wie den stilisierten Lutherkopf, sei es gelungen, in der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu finden, ohne inhaltlich zu verflachen. Deshalb sei der Vorwurf, die Reformation reduziere sich auf Playmobilfiguren, "polemisch und falsch", sagte der "Chef-Theologe" der EKD, in einem Redaktionsgespräch in München.

Das Reformationsjubiläum hat nach Einschätzung Gundlachs bereits jetzt einen Schub für die Ökumene gebracht. Es sei ein Zeichen protestantischen Selbstbewusstseins, das zentrale evangelische Jubiläum bewusst in ökumenischem Geist als Christusfest zu begehen. Angesichts einer zunehmenden Zahl von Menschen, die mit dem Christentum nicht vertraut seien, sei es unbedingt nötig, dass beide Kirchen mit einer Stimme in die Gesellschaft hineinsprechen. Auch wenn noch theologische Unterschiede geklärt werden müssten, seien die Bischöfe Heinrich Bedford-Strohm (evangelisch) und Reinhard Marx (katholisch) "für viele meist nur noch in ihrer Kleidung unterschieden, nicht aber in ihren gesellschaftspolitischen Positionen".

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