Das ehemalige "Kraft-durch-Freude"-Bad Prora auf Rügen ist Gegenstand des Europäischen Kulturerbejahres 2018
epd-bild / Stefan Arend
Hansestädte, Kaiserpfalzen, Kirchen und ihre Heiligen: Europa verbindet über nationale Grenzen hinweg mehr, als manch einer meint. Das Europäische Kulturerbejahr 2018 will dies zum Thema machen - auch um ein Zeichen gegen Populismus zu setzen.
20.07.2017

Europa als verbindendes Erbe und gemeinsame Zukunft: Das Europäische Kulturerbejahr 2018 will mit zahlreichen Projekten grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten in Geschichte und Gegenwart in den Blick rücken. Ziel sei, anhand von Baudenkmälern, Kunstwerken und anderen Kulturgütern "Europa zuhause entdecken" zu können und damit dem europäischen Zusammenhalt neuen Schub zu geben, sagte die Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK), Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD), am Donnerstag in Potsdam.

Aufruf zur Beteiligung

In jeder Region und an fast jedem Ort gebe es Spuren europäischer Geschichte, vom englischen Landschaftsgarten über den barocken Park bis zur italienisch inspirierten Architektur, betonte Münch: "Uns umgibt überall europäisches kulturelles Erbe."

Ein im März gestarteter Aufruf zur Beteiligung am Kulturerbejahr wurde inzwischen von mehr als 200 Institutionen unterzeichnet, darunter die Bundesstiftung Baukultur, die Deutsche Digitale Bibliothek und der Zentralverband des Deutschen Handwerks. In Deutschland wollen sich zahlreiche Institutionen und Projekte beteiligen. Ein Internetportal mit Informationen zum Europajahr und den ersten rund 30 Projekten in der Bundesrepublik wurde am Donnerstag in Potsdam freigeschaltet.

Auf dem Portal "www.sharingheritage.de" wird unter anderem die Europäische Route der Industriekultur vorgestellt, die sich mit 19 regionalen Routen, 15 europäischen Themenrouten und 100 Biografien zur Geschichte der Industrialisierung Europas beteiligt. Auch die Europäische Kulturroute der Reformation, der Hugenotten- und Waldenserpfad, der einst Glaubensflüchtlinge nach Deutschland führte, der Essener Domschatz und Musikfestivals wie die Händel-Festspiele Halle und die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci sind auf dem Portal präsent.

Fundament und Kitt

Der Blick in die Kulturgeschichte soll auch aktuelle Fragen wie Vorbehalte gegen Zuwanderung aufgreifen und Mut machen, dass Schwierigkeiten bewältigt werden können. "Wir sind nicht die ersten, die sich mit Flucht beschäftigen", betonte der Berliner Landesarchäologe Matthias Wemhoff: "Wir sind nicht die Einzigen, die in einer Zeit voller Herausforderungen leben." Das werde im Kulturerbejahr auch in archäologischen Präsentationen aufgegriffen, sagte Wemhoff: "Die Themen, die uns heute bewegen, sind die, die uns seit der Steinzeit prägen."

Kulturelle Verknüpfungen und der jahrhundertelange wechselseitige Austausch über Grenzen hinweg seien das Fundament und der Kitt Europas, betonte Münch. Wemhoff sagte, das Programm solle auch Populismus die Stirn bieten und deutlich machen, dass Europa seine kulturelle Kraft aus Austauschprozessen gewinne.

Die EU stellt zum Themenjahr insgesamt acht Millionen Euro zur Förderung und Bewahrung des gemeinsamen europäischen Kulturerbes bereit. Der Bund fördert ausgewählte Projekte zunächst in diesem Jahr mit rund 3,6 Millionen Euro. Weitere Mittel kommen von Ländern und Kommunen.

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