Die polnische Regierung tut nach den Worten des Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, Matthias Zimmer (CDU), nichts gegen die Zwangsarbeit von Nordkoreanern.
20.07.2017

"Ich habe im März deswegen den polnischen Botschafter angeschrieben", sagte Zimmer am Donnerstag in Frankfurt am Main. Auf Antwort warte er bis heute.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wisse von insgesamt 475 Nordkoreanern, die in Polen unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssten, sagte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Die Organisation gehe von bis zu 600 Arbeitern in Polen aus, die vor allem in der Werftindustrie und in der Landwirtschaft beschäftigt seien. Produkte ihrer Arbeit - etwa Tomaten - könne man auch in Deutschland kaufen, vor allem in Supermärkten im Osten.

Nordkorea wählt aus

Vor allem chinesische Unternehmen kontrollierten den Markt für Zwangsarbeiter aus Nordkorea. Die Leihfirmen zögen den Arbeitern rund 90 Prozent ihres Monatslohns von einigen Hundert Euro ab, die Unternehmen behielten ein bisschen davon für sich, und der Rest fließe direkt nach Pjöngjang. Das nordkoreanische Regime wähle die Personen aus, die es zur Arbeit ins Ausland schicke. Sie kämen ausschließlich aus Familien, in denen es keine Opposition gegen die Regierung gebe. Ein Arbeitseinsatz dauere drei bis fünf Jahre.

Seit Jahrzehnten schickt das nordkoreanische Regime Arbeiter ins Ausland. Zehntausende Nordkoreaner sollen nach Informationen der IGFM allein in Russland in der Holzindustrie und auf Baustellen schuften. Auch in den Golfstaaten gebe es Nordkoreaner. Sie würden rund um die Uhr von Landsleuten überwacht und lebten in umzäunten Baracken, die Kontaktaufnahme zu ihnen sei schwierig. Die Arbeiter, die nach Lessenthins Worten "Produkte von Gehirnwäsche" seien, sollten "nicht allzu viel über die Welt lernen".

Visa nicht verlängert

Polen müsse eine Kernforderung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) umsetzen und gegen die Ausbeutung vorgehen, forderte Zimmer. Dass Protest Erfolg haben könne, zeige das Beispiel Malta. Auch von dem Inselstaat im Mittelmeer war im vergangenen Jahr bekanntgeworden, dass nordkoreanische Sklavenarbeiter in der Textilbranche arbeiteten. Maltas Regierung habe daraufhin die Visa der Nordkoreaner nicht verlängert.