Beginn der "Mut-Tour"
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Die bundesweite Aktion ist am Montag in Bremen gestartet. Zunächst auf Rädern und später auch in Kajaks und zu Fuß wollen Teilnehmer mit und ohne Depressionserfahrungen auf 3.200 Kilometern quer durch Deutschland fahren und gehen.
10.07.2017

Sie wollen Gespräche am Weg nutzen, um über ihre Erfahrungen zu reden und gegen eine Stigmatisierung der Betroffenen anzugehen. "Alle zusammen erleben, wie leistungsdruckfreier Sport, Struktur, Natur und Gemeinschaft die Stimmung heben", sagte Initiator Sebastian Burger. Man könne mit Depressionen leben - "das wollen wir an die große Glocke hängen", betonte der 37-jährige Burger, der die Tour ins Leben gerufen hat.

Oft keine gute Therapie

Nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe gehören Depressionen zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Bundesweit ist etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen. Insgesamt erkranken in Deutschland jährlich mehr als fünf Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression, die oft aber nicht gut therapiert wird.

Zu der Tour mit Tandems in Trägerschaft der Deutschen Depressionsliga haben sich 45 Teilnehmer fest angemeldet. Die Gesamtstrecke ist auf einer östlichen und einer westlichen Route Richtung Süden in mehrere Etappen eingeteilt. Die erste "Mut-Tour" lief vor fünf Jahren. Seither haben sich Burger zufolge 126 depressionserfahrene und -unerfahrene Frauen und Männer beteiligt und dabei mehr als 22. 000 Kilometer zurückgelegt.

Öffentlichkeit erzeugen

Die große Mehrheit der jährlich etwa 10.000 Suizide und rund 150.000 Suizidversuche in Deutschland passiert vor dem Hintergrund einer nicht optimal behandelten Depression. Schirmherr Willi Lemke sagte, es sei furchtbar, dass nicht offen über Depressionen geredet werde. Wenn durch die Tour Öffentlichkeit erzeugt wird, "lohnt sich das hundert Mal", unterstrich der ehemalige UN-Sonderberater für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung.

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