Mädchen mit einem Tablet
epd-bild/Anke Bingel
Die unkontrollierte Nutzung digitaler Medien kann einer neuen Untersuchung zufolge bei Kindern zu gravierenden gesundheitlichen Problemen führen.
29.05.2017

Die am Montag in Berlin vorgestellte BLIKK-Medienstudie 2017 verweist etwa auf Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern und Konzentrationsstörungen im Grundschulalter. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, forderte deshalb mehr "digitale Fürsorge" für gefährdete Kinder und Jugendliche.

Mortler betonte, der Medienkonsum der Mädchen und Jungen dürfe nicht außer Kontrolle geraten. Die Zahlen internetabhängiger Jugendlicher und junger Erwachsener stiegen rasant - mittlerweile gehen Experten von etwa 600.000 Internetabhängigen und 2,5 Millionen problematischen Nutzern in Deutschland aus. Wenn Kinder oder Eltern sich zu viel mit Handy, Tablet oder Computer befassten, stellten Ärzte weit überdurchschnittlich Auffälligkeiten fest.

"Digitale Fürsorge"

"Diese Studie ist ein absolutes Novum. Sie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie in der Entwicklung eigener Medienkompetenz alleingelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen sowie Kinder- und Jugendärzten." Es sei dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben.

"Kleinkinder brauchen kein Smartphone. Sie müssen erst einmal lernen, mit beiden Beinen sicher im realen Leben zu stehen", sagte die Beauftragte. Es sei höchste Zeit für mehr digitale Fürsorge: durch die Eltern, durch Schulen und Bildungseinrichtungen, aber natürlich auch durch die Politik.

Qualifizierte Medienberatung

Für das Projekt "BLIKK‐Medien" wurden 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt und gleichzeitig die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung umfangreich dokumentiert.

Professor Rainer Riedel, Direktor des Instituts für Medizinökonomie und medizinische Versorgungsforschung der Rheinischen Fachhochschule Köln, sagte, Mediennutzung müsse frühzeitig "kontrolliert geübt werden". Kinderarzt Uwe Büsching forderte, eine Medienanamnese und eine qualifizierte Medienberatung müsse zukünftig die Früherkennungsuntersuchungen bei den Kinderärzten ergänzen.

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