Kardinal Reinhard Marx hat in Berlin die Kirchen aufgerufen, konsequent und geduldig die Schritte auf dem Weg zur Einheit weitergehen. Zugleich warnte er in einer gemeinsamen Veranstaltung mit Bischof Bedford-Strohm vor einer voreiligen Euphorie.
26.05.2017

Die obersten Repräsentanten von katholischer und evangelischer Kirche in Deutschland, Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, haben sich für eine "Ökumene der Geschwisterlichkeit" ausgesprochen. Für die Bemühungen der Kirchen um Einheit könne der europäische Einigungsprozess als Vorbild dienen, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Marx, am Freitag auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin.

Er legte die Bibel gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bedford-Strohm aus. Ihr Thema war die Geschichte über die Brüder Jakob und Esau und ihren schwierigen und langen Weg vom Konflikt zur Aussöhnung.

Marx fordert konsequente Kirchen

Kardinal Marx rief die Kirchen dazu auf, konsequent und geduldig die Schritte auf dem Weg zur Einheit weiterzugehen. Zugleich warnte er vor einer voreiligen Euphorie. Auf dem Weg der Versöhnung müsse immer wieder das Erreichte gesichert werden, sagte Marx auch mit Blick auf wachsende anti-europäische Kräfte. Um Versöhnungsprozesse in der Welt etwa in Afrika oder auf dem Balkan zu fördern, müssten sich die Christen allerdings auch untereinander versöhnen, um ein glaubwürdiges Vorbild sein zu können.

Als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einheit der Kirchen nannten Marx und Bedford-Strohm den ökumenischen Versöhnungsgottesdienst Mitte März diese Jahres in Hildesheim im Rahmen des 500. Reformationsjubiläums. Erstmals in der Kirchengeschichte hatten Katholiken und Protestanten unter dem Stichwort "Healing of Memories" daran erinnert, was sie einander angetan haben. Sie baten sich gegenseitig um Vergebung und bestärkten ihren gemeinsamen Glauben an Jesus Christus. Durch eine fehlende Abendmahlsfeier wurde zugleich die noch bestehende Trennung deutlich.