Foto: Uwe Birnstein
Zum Wohlfühlen
Maren Kolf
24.05.2016

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
3
Musik
3
Atmosphäre
4

Hoch überm Altar hält ein weißer Herrnhuter Stern ganzjährig die Vorfreude auf Weihnachten wach. Es ist Anfang Mai, draußen knospt und zwitschert es. Eigentlich Ausflugswetter, trotzdem füllt sich die Petrikirche mit freundlichen Menschen, meist jenseits der sechzig. Viele scheinen sich zu kennen.

„Dir, o Höchster, will ich singen“, intoniert der Organist, die Gemeinde singt laut mit. Ein grauhaariger Herr erzählt gerührt zur Begrüßung, zwei aus Afghanistan geflohene Männer seien zu Besuch. Er habe „die Ehre gehabt“, ihnen die deutsche Sprache beizubringen. Nun würden sie bald „umgesiedelt“. Schön, dass sie da sind! Mit breitem Lächeln und überfreundlich spricht Pfarrerin Stephanie Hennings die Liturgie.

In der Predigt erfährt der Kirchgänger, warum er am Eingang einen Zettel mit Dürers „betenden Händen“ bekommen hat. Pfarrerin Hennings erzählt eine herzige Legende über den Bruder des Künstlers: Albert habe sich im Bergwerk die Hände krank gearbeitet, damit Al­brecht die Malerei erlernen konnte. Zum Dank habe er ihm die Hände gemalt. Fürbitten, sinniert die Pastorin, hätten „geistige Macht“. Daran erinnerten Dürers betende Hände.

Das Christliche im Abendland

Der grauhaarige Herr tritt wieder ans Pult. Humorvoll trägt er Abkündigungen vor, auch eine Bitte des Bischofs Markus Dröge: Zum „Spaziergang für Weltoffenheit und Toleranz“ in Berlin könnten doch auch die Luckenwalder kommen. Man treffe sich vorm Brandenburger Tor.

Beim Abendmahl bilden die Gläubigen einen Kreis und fassen sich an den Händen. In den Fürbitten erinnert die Pfarrerin an die Erdbebenopfer in Ecuador und Leidende der Tschernobyl-Katastrophe. Auch bittet die Pfarrerin „für alle, die das christliche Abendland oft in den Mund nehmen (doch nicht aus freier Überzeugung, sondern aus Angst vor dem Fremden), die darum den Zuzug von Tausenden Flüchtlingen bekämpfen und die christliche Religion als Legitimation für Nötigung und Gewaltanwendung sehen, statt auf ihre Friedensbotschaft zu hören. Wir bitten dich: Hilf ihnen, zu neuen, positiven Ansichten zu gelangen. Dass du für Frieden und Gerechtigkeit aller Menschen in der Welt stehst.“ Wow!

Nach dem Gottesdienst schüttelt sie viele Hände, hält ihre auch mal tröstend einem alten Herrn auf die Schulter. Der Organist umarmt sie freundschaftlich. Die Familien der afghanischen Männer stehen im Sonnenschein vor der Backsteinkirche. Schade, dass sie weg­müssen. Vielleicht würden sie sich ja wohlfühlen in dieser Gemeinde.

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Evangelische Kirchengemeinde Luckenwalde

St.Petrikirche, Frankenstraße 12, 14943 Luckenwalde

Telefon: 03371 / 610 925

www.evkirche-luckenwalde.de

E-Mail: evkirche.luckenwalde@t-online.de

Pfarrerin Stephanie Hennings

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