Foto: Andi Oisn
Regenbogen ohne Grenzen
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
15.03.2016

Bewertung

Liturgie
2
Predigt
4
Musik
4
Atmosphäre
4

Reminiszere, da muss der Herr Bischof immer an einen Regenbogen denken. Und wenn er sich einen Regenbogen denkt oder einen sieht, dann kommt ihm der Bund zwischen Gott und „allem, was lebt“, in den Sinn. Reminiszere ist der Sonntag in der Passionszeit, an dem man der bedrängten und verfolgten Christen in aller Welt gedenkt. Die Fürbitten des Berliner Bischofs Markus Dröge und der Kirchengemeinde St. Petri-St.Marien gal­ten diesmal besonders den Christen in Eritrea, deshalb feiern sie den Gottes­dienst zusammen mit der eritreisch-orthodoxen Gemeinde in Berlin.

Und die widerlegt gleich mal das Kli­schee, dass afrikanische Christen so viel enthusiastischer dabei seien als deut­sche Kulturprotestanten. Die zehn oder elf eritreischen Chorsänger wirken eher zaghaft in der gotischen Hallenkirche, da springt nur ein ganz kleiner Funke über. Er hüpft so gerade bis zu einem Fünfjäh­rigen, der auf dem Schoß seiner Mutter ein bisschen im Rhythmus mitwippt.

Predigt mit politischer Botschaft

Die ökumenische Seniorenkantorei, den Eritreern zahlenmäßig deutlich über­legen, singt kräftiger. Auch die Gemeinde klingt sicher und entschlossen: „Jesu, hilf siegen, du Fürste des Lebens.“ Ein schö­nes Lied! „Wenn mich die Nacht mit Ermü­dung will decken, wollst du mich, Jesu, ermuntern und wecken.“ Gar nicht nötig, die sind schon ziemlich wach! Auch der Bischof: Dröge lässt keine Verzagtheit aufkommen und wendet sich scharf ge­gen die AfD-Vorsitzende Frauke Petry. Die hatte den Kirchen Verlogenheit vorgeworfen, weil sie Flüchtlinge unter­stützten, aber nicht die Christen in den Herkunftsländern. Entweder weiß sie nicht oder sie unterschlägt, was Brot für die Welt und die EKD gerade im Nahen Osten und in Afrika finanzieren und tragen. „Menschen wie Petry“, sagt Dröge, „haben die Botschaft Jesu Christi nicht verstanden.“ Der Regenbogen, Gottes Versprechen, überschreite jede Grenze. Und mehr denn je seien wir da­rauf angewiesen, unter einem Himmel zu leben.

Eine entschiedene Predigt hält der Bischof auf der barocken Kanzel, die sich in den schlichten, hellen Kirchenraum hebt. Danach werden noch Lektoren vor­gestellt und gesegnet, es gibt das Abend­mahl und die „Sonne der Gerechtigkeit“. Aber da hat sich die junge Familie mit ihrem musikalischen Jüngsten schon rausgeschlichen. Eine Stunde sind sie geblieben, und die sollte doch eigentlich reichen für einen Gottesdienst. Oder rechnet man schon nicht mehr mit den Jungen, die für den Sonntag noch einen anderen Plan haben?

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